Heute spielen wir mit Koordinaten zum Mystery Lösen. Und statt einer langen Einleitung gleich die Lösung für ein altes Problem: Kamera-Koords. Die werden nämlich leider in einem – zumindest für uns Cacher – exotischen Format abgespeichert; im originären WGS84-Format. Wenn man die Daten mit einem Exif-Viewer ausliest und in die Zwischenablage kopiert, sieht das beispielsweise so aus: „GPS Latitude 48,46,25.81,N; GPS Longitude 9,40,4.78,E“.
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Mystery lösen mit Online-Konverter
Leider verstehen die meisten Konverter ab hier nur Bahnhof. Da bleibt also nichts Anderes übrig, als einen Online-Konverter aufzurufen, die Koordinaten in der Adresszeile des Browsers zwischenzuparken und dann die Koordinaten mühsam per Hand einzutragen. Wenig komfortabel, dafür umso fehleranfälliger. Wir haben zwei Lösungen für dieses Problem: erstens für lokale Bilder auf dem Rechner und zweitens für Bilder im Web (und damit für die Fotosammlung im Das Kreuz mit den Koordinaten Mystery lösen Teil Sechs Listing).
Für die Untersuchung lokaler Bilder installieren wir das Programm „Geosetter“. Ist zwar steinalt, kostet aber nix. Bei der Installation setzen wir einen Haken bei „Kontextmenü“, das spart später manchen Klick. Eventuell muss noch die neueste Version des Exif-Viewers mit installiert werden, das aber erledigt die Installationsroutine automatisch. Fertig. Jetzt klicken wir das verdächtige Foto mit der rechten Maustaste an.
Wir wählen „Bildposition auf Karte anzeigen“. Es öffnet sich Geosetter und zeigt links das Bild und rechts eine Karte. Nun gehen wir in den Menüpunkt „Karte / Bildposition an Kartenmarkierung zuweisen“. Fertig. Wir können in der unteren Zeile die Koordinaten wahlweise im Dezimal- und im Minuten-Format markieren und in jedes beliebige andere Programm werfen. Im besten Fall natürlich gleich im Cache-Listing unter dem Punkt „Diese Koordinaten korrigieren“. In unserem Fall wäre das dann N48°46.4302′ E9°40.0796′ und das versteht dann auch wieder die Geocaching-Webseite.
Die zweite Lösung für Webbilder ist noch einfacher. Am Beispiel Firefox geht das so: Wir installieren ein Exif Add-on. Ich bevorzuge WxIF, weil es einen Klick weniger bis zur Karte braucht und genauer rechnet als zum Beispiel FxIF. Im Browser rechtsklicken wir das Bild und rufen „View Exif Data“ auf, danach „Locate on Map“. Es öffnet sich eine Open Street Map mit unserem Wegpunkt. Auf den machen wir einen Rechtsklick und wählen „Adresse anzeigen“.
Danach zeigen sich die Koords links im Dezimalsystem. Das kann in diesem Format dann auch im Listing bei „Koordinaten verändern“ eingesetzt werden, muss also nicht extra ins Geocaching-Format umgerechnet werden. Und wofür das Ganze? Nun, es geht um Mysteries – und die Koordinaten sind oft freiwillig oder unfreiwillig in Fotos versteckt. Freiwillig, wenn der Owner das so will. Unfreiwillig, weil mancher unbedarfte Cacher beim Loggen stolz die Dose des endlich gelösten D5er fotografiert, hochlädt und dabei nicht an die Exif-Daten denkt.
Das passiert viel öfter, als man glauben mag. Und wer mag, kann diesen Lösungsweg gehen. Wie errechnen sich die Koordinaten eigentlich? Das Grundprinzip: Es existiert eine Nulllinie vom Nordpol zum Südpol und die führt genau durch die Sternwarte von Greenwich. Von diesem Längengrad Null geht es jeweils 180 Grad nach Osten oder Westen. Das ist der Grund, warum wir vor Geocaching-Koordinaten immer E oder W angeben müssen. E für östlich des Null-Meridians, W für westlich, also zum Beispiel auf Malle. Ähnliches gilt für den Breitengrad.
Der Null-Breitengrad geht allerdings durch den Äquator und vor dort jeweils 90-mal gradweise nach oben oder unten. Die Koordinaten des Nordpols sind N 90° 00.000 E 000° 00.000, weil es genau auf dem Nordpol kein Osten oder Westen gibt. Ein Meter südlicher sieht das schon anders aus und kann dann mit jedem Meter heftig variieren. Ein Schritt führt dann zum Beispiel von N89° 59.999 E000° 00.000 zu N89° 59.999 E100° 55.555. Und was ist jetzt mit den unterschiedlichen Koordinaten-Formaten?
Das sind nur unterschiedliche Schreibweisen. Für uns Geocacher hat sich das Format mit Gradzahlen und Dezimalminute durchgesetzt – ganz einfach deshalb, weil sich dieses Format besser merken und schreiben lässt als zum Beispiel das technische WGS84 Format. Das sieht nämlich so aus: 48,46,25.81,N 9,40,4.78,E und ist nun mal komplexer als N 48° 46.430 E 009° 40.065. Umrechner gibt es wie Petlinge am Meer.
Drei möchte ich erwähnen: einmal www.rechneronline.de, weil er so schön einfach ist und die N- und E-Koordinate in einem Feld aufnimmt. Wir können die aus Geosetter&- Co-Anwendungen kopierten Koordinaten also als Ganzes einfügen und müssen sie nicht wie bei anderen Konvertern manuell aufteilen. Es gibt aber noch zwei weitere Gründe für diese Seite: Erstens lassen sich hier auch einfach Peilungen und Entfernungen berechnen. Zweitens, weil auf diesem Portal noch viel mehr Rechner und Konverter stehen, mit denen man von der Notenlänge bis zum Pumpenvolumen alles Mögliche ausrechnen kann.
Mal reinschauen lohnt sich – für Mystery-Macher als Anregung sowie auch für Mystery-Löser in höchster Not (siehe nächste Seite). Und drittens www.gpso.de/ maps. Diese Seite besticht durch eine einfache Koordinatenverwaltung, die es ermöglicht, mehrere Waypoints in einer Karte zu vergleichen.
So ist es zum Beispiel möglich, alternative Final-Koordinaten anzeigen zu lassen. Sehr praktisch, wenn zum Beispiel nur noch eine Zahl zum Mystery-Glück fehlt und man auf der Karte mal sehen will, wo die unterschiedlichen Ergebnisse landen.
Einfach in den bunten Feldern oben die Koordinaten verändern, die Seite legt dann jeweils einen neuen Wegpunkt an. Aber auch Mystery-Owner können auf dieser Karte wunderbar Zahlenspiele vorbereiten. Auf dieser Seite stehen auch umfangreiche Gerätetests, werden Karten verglichen und das Satellitensystem erklärt. Experimentieren wir weiter mit Koords. Die einfachste Form draußen im Feld ist das Peilen.
Dazu ein Tipp für Garmins: Nicht das offensichtliche „Peilen und Los“ verwenden. Wer das verwendet, kennt sicherlich den Effekt, dass das Ausrichten auf die gewünschte Gradzahl zu einer Zitterpartie wird, weil das Garmin die gewünschte Gradzahl zuverlässig immer wieder überspringt. Und die Abweichung von nur einem Grad macht in 500 Meter Entfernung immerhin schon 20 Meter aus. Viel einfacher ist folgender Weg: Standort als Wegpunkt markieren und im Wegpunktmanager oder auf der Karte wieder aufrufen. Dann in „Wegpunkt bearbeiten“ gehen und dort „Wegpkt.-Projektion“ wählen. Jetzt kann die Gradzahl und die Entfernung ganz bequem eingegeben werden und das Zielfähnchen erscheint auf der Karte.
Ein weiteres mächtiges Werkzeug für das Koordinatenspiel ist Google Earth. Erster Schritt: Zur Übersicht bringen wir unsere Caches in die Earth-Ansicht. Das geht auf zweierlei Arten: über GSAK oder manuell. Wer GSAK beherrscht, installiert das Makro GoogleEarth.gsk und führt es bei laufendem Google Earth aus. Dann erscheinen wie von Zauberhand alle Caches im aktuellen Filter. Schieb die GPX- oder GGZ-Datei von „Temporäre Orte“ eine Ebene höher in „Meine Orte“, Rechtsklick und Speichern.
Dann sind sie auch beim nächsten GoogleEarth-Start noch da. Ein neuer, aussagekräftiger Name kann dabei auch nicht schaden, sonst überschreiben nachfolgende Files. Vorsicht: Bei der Ansicht der maximal möglichen 6.000 Caches reagiert GoogleEarth sehr träge, besser wird’s, wenn man in höhere Bildauflösungen kommt und nur noch eine Handvoll angezeigt werden oder man gleich nur wenige importiert.
Bis 1.000 geht’s eigentlich ganz flüssig. Jetzt steht uns ein mächtiges Werkzeug zur Verfügung, mit dem sich zum Beispiel folgende Fragen lösen lassen: Wo genau ist die Mitte zwischen den beiden Wassertürmen? Wie viele Tradis passen in diesen Wald? Wie groß ist die Seefläche? Was haben diese vier Wegpunkte gemeinsam? (Häufige Antwort: der Schnittpunkt). Dazu gehen wir oben Mitte in die Werkzeugleiste und wählen „Lineal“. Es erscheint folgendes Auswahlfenster, das unterschiedliche Funktionen einfach zur Verfügung stellt.
Bei der „Linie“ reicht es, die zwei Wegpunkte manuell anzuklicken, schon erscheint die Entfernung und die Peilrichtung, die natürlich davon abhängt, welchen Punkt du zuerst gewählt hast. Du kannst auch Kreise mit 161 Metern Durchmesser in die Landschaft legen oder Länge, Fläche und Umfang auch komplexer Wege und Grundstücke errechnen. Das geht allemal schneller und komfortabler als mit der Garminfunktion.
Du kannst hier natürlich auch peilen (über die Linienfunktion) oder die Schnittpunkte zweier Kreise berechnen. Das alles geht einfach und selbsterklärend. Tipp: Wenn ihr „Mausnavigation“ links unten anklickt, lässt sich die Karte verschieben. Wenn nicht, wird die Mausführung als Liniendefinition interpretiert – so kannst du bei entsprechend kleinem Maßstab Linien sehr genau nachzeichnen.
Sogar Mittelpunkte können auf diese Weise errechnet werden. Aber Obacht: Dafür gibt es unterschiedliche Berechnungsmethoden. Die häufigsten sind:
1. Der Schnittpunkt der Linien vom nördlichsten zum südlichsten und vom westlichsten zum östlichsten Punkt.
2. Man zieht einen Kasten, der jeweils den nördlichsten, südlichsten, östlichsten und westlichsten Punkt berührt und nimmt dessen Mitte.
3. Der Punkt, der zu allen Grenzpunkten insgesamt die kürzeste Entfernung besitzt.
4. Oder den geometrischen Schwerpunkt.
1 bis 3 lassen sich über GoogleEarth (wenn auch bei 3. nur mühsam) lösen. Für diesen Fall gibt es eine einfachere Lösung: Der „Mystery Master“. Dieses Portal tauchte schon einmal in früheren Folgen unserer Rätselknack-Serie auf, aber an dem kommt man auch kaum vorbei. Hier gibt es eine Funktion für den gemittelten Schwerpunkt von Koordinaten. Mystery Master googlen und rechts auf „Geodätische Berechnungen“. Davor unbedingt ein Häkchen auf „Alle“ setzen, sonst bleibt euch diese Spezialfunktion verborgen.
Beim Schwerpunkt könnt ihr nur manuell vorgehen: Ausdrucken, auf Pappe kleben, ausschneiden und mit dem Teil so lange rumalbern, bis der Mittelpunkt auf der Spitze einer Nadel experimentell gefunden ist – sprich: das Teil schwebt und nicht ständig runterfällt.
Die unterschiedlichen Berechnungsweisen sind auch der Grund dafür, warum es in Deutschland mehrere Orte gibt, die für sich den Mittelpunkt des Landes reklamieren. Zumindest den geografischen. Ein weiteres praktisches Tool rund um Karten und Koordinaten ist MyGeoPosition. Hier könnt ihr eine Adresse eingeben und die Seite nennt euch die Koordinaten. Auch das kann für die Lösung eines Rätsels hilfreich sein.
Und noch ein Letztes, denn all diese Konverter und Hilfen funktionieren nur mit neuzeitlichen Koordinaten. Was tun, wenn die Koordinate aber so aussieht: vE070139? Dann kann es sich um eine historische Angabe der Alliierten aus dem zweiten Weltkrieg handeln. Und dann besuchen wir: http://www.echodelta. net/mbs/eng-translator.php. Allzeit gutes Gelingen und korrekte Koords!