Wer einen Mystery-Cache aufspüren will, muss häufig eine Verschlüsselung lösen. Nachdem wir im ersten Teil der Serie über Geheimschriften und ihre Lösungswege gesprochen haben, soll es hier um zwei für Geocacher sehr häufig auftretende Chiffre gehen: Caesar Verschluesselungen und ROT13 Geocaching.
Caesar Verschluesselung: Vorgeschichte
Der britische Verschlüsselungsexperte Charles Wheatstone (1802-1875) hatte ein Hobby: Er entnahm Zeitungen wie der Times oder dem Evening Standard verschlüsselte Botschaften und versuchte sie zu dechiffrieren. Meist hatte er damit Erfolg.
Verschlüsselte Botschaften in Zeitungen gab es damals ziemlich viele – das Buch „The Agony Column Codes & Ciphers“ von Jean Palmer listet über 1.000 davon auf, ohne auch nur annähernd vollständig zu sein. Diese nur für Eingeweihte gedachten Mitteilungen fanden sich meist in der Anzeigenspalte, wo sie in der Regel von verliebten Menschen platziert wurden.
Auf diese Weise konnten Liebespaare miteinander kommunizieren, ohne dass ihr Umfeld etwas davon mitbekam. Eine Zeitungsanzeige war für diesen Zweck weniger auffällig als beispielsweise eine Postkarte. Zeitgenossen wie Charles Wheatstone hatten allerdings meist keine große Mühe, die oft nicht besonders guten Verschlüsselungen zu knacken.
Wheatstone hatte es vor allem auf schwülstige Liebesgrüße abgesehen, die er nach dem Dechiffrieren zur allgemeinen Erheiterung im Offizierskasino vortrug. Clever, aber uncool, oder was meint ihr? Er war bereits damals in der Lage die Caesar Verschluesselung zu lösen.
Die Caesar Verschlüsselung nach Julius Caesar
Im Februar 1853 fand Wheatstone beispielsweise in der Times eine Annonce mit dem folgendem Wortlaut. Doch was für viele vielleicht unlösbar erscheint, war für Wheatstone eine leichte Übung.
„Zsyng rd n jtwy nx xnhp mfaj n y wnj, yt kwfrj fs jcugfifynts ktw dtz lgzy hfssty. Xnqjshj nx nf jny nk ymf ywzj bfzxy nx sty xzx jhyji; nk ny nx, fgg xytwpjxbngg gj xnkyji yt ymjgtyytr. It dtz wjrjgjw tzw htzxns’x knwxy nwtutxnynts: ymnsp tk ny. N pstb Dtz.“
Der Urheber hatte jedes A durch ein F ersetzt, jedes B durch ein G, jedes C durch ein H und so weiter. Als Wheatstone diese Ersetzungen rückgängig machte, erhielt er:
„Untib my i eort is sick have i t rie, to frame an expbadation for you gbut cannot. Silence is ia eit if tha true waust is not sus ected; if it is, abb storkeswibb be sifted to thebottom. Do you remeber our cousin’s first iroposition: think of it. I know You.”
Dieser Text war zwar gespickt mit Fehlern, doch er war lesbar. Korrekt sollte er vermutlich lauten: „Until my heart is sick I have tried to frame an explanation for you but cannot. Silence is safest if the true cause is not suspected; if it is, all stories will be sifted to the bottom. Do remember our cousin’s first proposition. Think of it. I know you.“
Das Verschlüsselungsverfahren, das der unbekannte Liebende verwendet hatte, wird Caesar-Verschluesselung genannt. Es handelt sich dabei um ein sehr einfaches Verfahren. Es sieht vor, jeden Buchstaben um eine bestimmte Anzahl im Alphabet zu verschieben. Im Beispiel wird immer um fünf Buchstaben verschoben. Und so sieht es aus:
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
FGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZABCDE
Caesar Verschluesselung lösen
Insgesamt stehen innerhalb der Caesar-Chiffre 25 Verschiebungsmöglichkeiten zur Verfügung. Experten sprechen von 25 Schlüsseln. Es ist eigentlich gar nicht schwer, eine Caesar-Chiffre zu knacken. Wie schon in der ersten Folge dieser Artikelserie hilft auch hier häufig das Buchstabenzählen.
Da im Englischen wie im Deutschen das E der häufigste Buchstabe ist, weiß man meist schnell, um wie viel man zurück verschieben muss, um den Klartext zu erhalten. Im vorliegenden Fall funktioniert diese Methode aber nur bedingt, da im Klartext statt dem E das I am häufigsten vorkommt.
So etwas kann bei kürzeren Texten passieren. Außerdem bringen die zahlreichen Rechtschreibfehler hier die Statistik durcheinander. So hat der unbekannte Liebende mehrere O und I dazu geschmuggelt, wo keine hingehören. Es ist durchaus möglich, dass er dies absichtlich tat.
Das Dechiffrieren durch Buchstabenzählen war damals bereits bekannt. Die Buchstabenhäufigkeiten der verschlüsselten Times-Anzeige von 1853 zeigen, welche Buchstaben für das E stehen könnten. In der Regel ist das E der häufigste Buchstabe, bei kurzen Texten stimmt das aber nicht immer.
Allerdings muss man gar keine Buchstaben zählen, um eine Caesar Verschluesselung zu knacken. Da es überhaupt nur 25 mögliche Schlüssel für die Caesar-Chiffre gibt, kann man stattdessen alle durchprobieren. Natürlich müsst ihr weder das Buchstabenzählen noch das 25-malige Entschlüsseln von Hand erledigen. Wir empfehlen stattdessen die kostenlose Software Cryp-Tool.
Obwohl die Caesar Verschluesselung äußerst unsicher ist, spielte sie im Laufe der Geschichte immer wieder eine Rolle – vornehmlich bei Personen, die nicht viel von Verschlüsselungstechnik verstanden. Im alten Rom steckte die Verschlüsselungstechnik noch in den Kinderschuhen.
Es verwundert daher nicht, dass Julius Caesar sie für seine militärische Korrespondenz nutzte (davon berichtet jedenfalls der römische Schriftsteller Sueton). Dabei verschob er immer um drei Buchstaben. Caesars Nachfolger Augustus verschob stets um einen Buchstaben, wobei er das X, den letzten Buchstaben des damaligen lateinischen Alphabets, in AA verschlüsselte.
Verschlüsselte Liebesgrüße fanden sich häufig in den Tages – oder Wochen-Zeitungen des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit nutzten viele Verliebte die Caesar Verschluesselung, um ihre Grüße über Zeitungen auszutauschen.
Experten wie der anfangs erwähnte Charles Wheatstone hatten keine Mühe, solche Mitteilungen zu dechiffrieren. Interessanterweise kam die Caesar-Chiffre selbst im 20. Jahrhundert noch im Militär zum Einsatz.
Im Ersten Weltkrieg war die russische Armee so schlecht auf den Kriegseintritt vorbereitet, dass – neben vielen anderen wichtigen Dingen – eine wirkungsvolle Verschlüsselungstechnik fehlte. Einigen russischen Einheiten fiel daher zunächst nichts Besseres ein, als ihre Funksprüche mit der Caesar-Chiffre zu verschlüsseln.
ROT13 Geocaching Verschlüsselung
Eine Caesar Verschluesselung, bei der um 13 Buchstaben im Alphabet verschoben wird, wird ROT13 genannt. Sie lässt sich mit einer kurzen Tabelle einfach darstellen. Sie spielt im Geocaching eine wichtige Rolle. Die Webseite Geocaching.com verwendet ROT13 zum Beispiel für Hinweise. Wären diese im Klartext notiert, könnte dies den Spaß beim Cachen stark beeinträchtigen.
Die ROT13 Geocaching Verschlüsselung mit ihrer Verschiebung um 13 Buchstaben ist ein Spezialfall der Caesar-Chiffre. Da das Alphabet bekanntlich aus 26 Buchstaben besteht, erhält man durch lediglich zweimaliges Verschlüsseln wieder den Ausgangstext.
Außerdem hat die ROT13 Geocaching Verschlüsselung in aller Regel nicht den Zweck, eine Nachricht geheim zuhalten. Vielmehr geht es darum, das versehentliche Lesen eines Textes zu verhindern. Diese ROT13 Geocaching Variante ist in der Anfangszeit des Internets entstanden.
Sie wurde beispielsweise genutzt, um die Lösung von Rätseln anzugeben – so wie in Zeitschriften die Lösung oft auf dem Kopf stehend dargestellt wird. Schon seit Jahrzehnten gibt es deshalb auch zahlreiche Computer-Programme, die ROT13 Geocaching und Caesar Verschluesselungen ausführen können.
Und wie oben bereits erwähnt, spielt ROT13 auch im Geocaching eine wichtige Rolle. Für Mystery-Caches ist das Verfahren oftmals zwar zu einfach, doch in seiner ursprünglichen Funktion als Lösungsversteck leistet es Cachern gute Dienste.
Ein letzter Tipp zu Caesar Verschluesselungen und ROT13 Geocaching
Erfahrene Geocacher können die besondere Caesar Verschluesselung, ROT13, sogar im Kopf ausführen, ansonsten kann auch ein Smartphone oder PDA diese Aufgabe erledigen. Übrigens gibt es zu ROT13 einen alten, aber netten Kalauer, den wir euch nicht vorenthalten wollen.
Eine von vielen Versionen lautet: „Es wird empfohlen, ROT13 aus Sicherheitsgründen immer doppelt anzuwenden. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte mindestens 1.000 ROT13-Verschlüsselungen hintereinander ausführen.“