Wenn am Kopf ein Licht angeht…
Nie haben wir geglaubt, dass es bei Kopflampen eine solche Vielfalt geben könnte. Die Spanne reicht von sagenhaften 1100-Premium-Lumen bis hin zu Aldi-Süd-Erleuchtung. Welche Kopflampe nun für Geocacher die richtige ist, haben wir überprüft und Erstaunliches dabei herausgefunden.
Unterhalten sich fünf Cacher. „Sie muss richtig hell sein!“ „Also ich brauche sie höchstens an den Stationen.“ „Solange ich sehe, was vor den Füßen ist, reicht mir das.“ „Zwei Stufen sollte sie schon haben.“ „Bleib mir bloß mit dem Ding weg, das geht mir echt auf den S…!“ Der geneigte Leser wird es schon geahnt haben, die Rede ist von Stirnlampen. Sind sie unentbehrlich oder überflüssig? Wie hell müssen sie sein? Wasserdicht oder nicht? Und was dürfen sie maximal kosten?
Um diese und weitere Fragen zu klären, sollte zunächst einmal das Anwenderprofil abgesteckt werden. Was unmittelbar mit dem Anwendungszweck zusammenhängt. Jemand, der beim Cachen jederzeit die Hände frei haben möchte, braucht eine andere Lampe als jemand, der die Lampe nur zum Lesen von Cachebeschreibungen oder an den Stationen und am Final zum Loggen einsetzt. Eine weitere entscheidende Rolle spielen Gewicht und Tragekomfort. Denn was nützt einem die beste Lampe, wenn sie bereits an Station 2 nicht mehr als Helferlein, sondern vor allem als Last empfunden wird? Im Test kommen Lampen zum Zuge, die unterschiedlicher nicht sein könnten, mit dem Ziel, dass jeder Cacher die für ihn passende Lampe findet.
Eine gewichtige Rolle: Allzu schwer sollte unsere Lampe nicht sein, gilt es doch oft, mehrere Stunden mit ihr durch Wald und Flur zu laufen. Sofern ein schweres Akkupack als Stromversorger dient, ist es hilfreich, dieses alternativ nicht nur am Trageband, sondern auch am Gürtel befestigen zu können. Man sollte das Gewicht der Lampe nicht spüren oder bereits beim Aufsetzen als störend empfinden, denn umso störender wird es dann während der Wanderung. Viele Lampen wiegen inklusive Akku(s) weniger als 100 Gramm, häufig kommt dabei zur Gewichtsreduzierung Kunststoff zum Einsatz. Bei besseren Lampen ist dieser bruchsicher; einen Sturz überstehen diese Kandidaten ohne Probleme. Aber auch hier gilt: Passend ist, was gefällt, und wen ein paar Gramm mehr nicht stören, der kann auch zu einer schwereren Variante greifen.
Zur Grundausstattung vieler Lampen zählt ein Überkopfband. Allerdings sitzen die meisten Lampen auch ohne selbiges sicher. Wird das Überkopfband nicht benötigt, kann es selbstverständlich auch entfernt werden. Allerdings – und das ist in den Augen des geneigten Testers ein gravierender Nachteil – ist dieser Prozess auch bei vielen teuren Lampen nur mit der Schere durchführbar, da das Band werksseitig nach dem Einführen in den Halter vernäht wurde. Warum, bleibt das Geheimnis der Hersteller.
Der Nutzungszweck: Eine entscheidende Frage. Wird die Lampe in Verbindung mit einer oder mehreren Handlampen eingesetzt oder ist sie die „Eine für alles“?
Im Fall, dass die Stirnlampe als Zweitlampe dient, muss sie in den meisten Fällen nicht über eine immense Helligkeit verfügen, da sie zumeist vorrangig an den Stationen eingesetzt wird, wo ohnehin nicht viel Licht benötigt wird. Und auch hier muss man noch unterscheiden, ob man die Stirnlampe lediglich zum Lesen oder auch zum Suchen einsetzt. Großer Beliebtheit erfreuen sich Lampen ohne Reflektor. Federführend in diesem Bereich sind Stirnlampen der Marke Zebralight. Sie sind qualitativ hochwertig verarbeitet und streuen das Licht gleichmäßig auf eine breite Fläche. Aber auch andere Firmen haben das Prinzip der reflektorlosen Lampen aufgegriffen und stellen ähnliche Produkte her. Die Vertreter dieser Gattung verfügen in den meisten Fällen über mehrere Leuchtstufen und lassen sich so zum Lesen und Suchen gleichermaßen einsetzen. Das Spezialgebiet dieser Lampen ist der Nahbereich. Zur Reflektorsuche sind sie weniger geeignet, da durch den nicht vorhandenen Reflektor in der Lampe selbst das Licht nicht gebündelt wird und so keine hohe Reichweite erzielt werden kann. Günstige Stirnlampen ohne Reflektor sind bereits ab etwa 30 Euro erhältlich, die obere Preispanne liegt bei rund 80 bis 100 Euro.
Wird die Lampe als Hauptlampe eingesetzt, sollte sie über einen Reflektor verfügen, um die nötige Reichweite zu haben. Wichtig ist, dass sie mindestens über eine weitere, dunklere Leuchtstufe verfügt, um Hinweise blendfrei lesen zu können. Einige Lampen verfügen zusätzlich über eine Dimmfunktion, bei der die Helligkeit stufenlos herunter- und wieder heraufgeregelt und die persönlich bevorzugte Helligkeit oft auch als Leuchtstufe gespeichert werden kann.
Verarbeitung: Genau so, wie unter Niedrig-Preis-Lampen durchaus auch mal ein qualitativ höherwertiges Produkt dabei sein kann, kommt es im höher angesiedelten Preissegment auch schon mal zu einem qualitativen „Ausreißer“ nach unten. Generell kann man jedoch sagen: Mit steigendem Preis steigt durch die Bank auch die Qualität. Angesichts der großen Zahl der uns zum Test zu Verfügung gestellten Lampen kann leider nicht bei jeder individuell auf die Verarbeitung eingegangen werden. Aber auch hier gilt der Grundsatz: Lieber einmal teuer kaufen als zehnmal billig.
Wasserdicht oder nicht: Da Stirnlampen meist nicht so hart rangenommen werden wie Handlampen und die Wahrscheinlichkeit, dass die Lampe einem ausgerechnet an einem Bach vom Kopf fällt, ziemlich gering ist, ist der Faktor Wasserdichtigkeit eher vernachlässigbar. Wer trotzdem auf Nummer sicher gehen will, sollte sich für eine Lampe entscheiden, die den IPX-8-Standard erfüllt. Zumindest spritzwassergeschützt nach IPX-7 sollte allerdings jede Lampe sein, damit sie bei einem kräftigen Regenguss nicht gleich das Zeitliche segnet.
Darf’s ein bisschen mehr sein: Die Frage, wie hell eine Stirnlampe denn nun generell sein darf/kann/muss, kann nicht pauschal beantwortet werden. Viel Licht kann nie schaden, es sei denn, die Lampe bietet keine Möglichkeit, auch mal wenig Licht zu liefern. Denn wenig Licht ist nicht nur an den einzelnen Stationen eines Caches von Vorteil; auch wenn es entlang von Häusern oder gar durch Wohngebiete geht, hat man mit der Helligkeit einer Monsterlampe schnell die von aufgeschreckten Anwohner alarmierten grünen Männchen am Hals.
Wer’s dennoch extrem mag und nur in abgelegensten Gebieten unterwegs ist, bekommt mit der Lupine Wilma X und der Lupine Piko X mehr Licht, als die meisten Handlampen zu liefern vermögen. Nicht nur die Lichtausbeute, auch die Verarbeitung ist auf höchstem Niveau angesiedelt. Allerdings haben die beiden „State of the art“-Lampen aus unserem Testpool auch ihren Preis, der bei der Wilma X mit 500 Euro und bei der Piko X mit 280 Euro zu Buche schlägt.
Aber mal von Cacher zu Cacher: Beide Kandidaten sind für die meisten Einsätze doch arg überdimensioniert, aber schließlich ist das Haupteinsatzgebiet dieser Profi-Geräte auch nicht im Bereich der Nachtcaches angesiedelt.
Billig und gut? Lampen vom Discounter: Von Goliath zu David. Immer, wenn die dunkle Jahreszeit anbricht, bieten auch die Discountläden Stirnlampen an und das zum Schnäppchenpreis von zumeist weniger als zehn Euro. Aber bekommt man zum Schnäppchenpreis auch ein wirkliches Schnäppchen? Die Antwort ist ein klares „Jein“. Die Qualität, die für diesen Preis geboten wird, ist nicht schlecht, und für den ein- oder anderen Nachtcache sind diese Lampen durchaus tauglich, wenn man nicht wirklich viel Licht braucht. Nachteile sind die Gesamtverarbeitung, die sich vor allem in Billigst-Schaltern äußert sowie das Schaltkonzept, bei dem man sich durch sämtliche der verfügbaren Modi klicken muss, um wieder zu Stufe 1 zu kommen. Aus den genannten Gründen sind die Discounter-Lampen für den ambitionierten Cacher, der öfter nachts unterwegs ist, nicht zu empfehlen.
Guter Kunststoff: Brauchbare Lampen, an denen man auch längere Zeit Freude beim Nachtcachen hat, sind bereits für 20 bis 30 Euro zu bekommen. Stellvertretend für eine ganze Reihe von Anbietern, die Stirnlampen in den unterschiedlichsten Ausführungen im Programm haben, stehen zwei Lampen von LiteXpress. Die LiteXpress Liberty 110 verfügt über eine Leucht- und eine Blinkstufe. Die LiteXpress Liberty 119 verfügt über zwei Leuchtstufen und Rotlicht. Die Liste an Lampen dieser Preisklasse lässt sich beliebig fortsetzen. Viele Hersteller sind in diesem Preissegment aktiv und bieten Stirnlampen mit mehreren Leuchtstufen, aufsteck- oder klappbaren Diffusern, SOS, Blink- oder/und Rotlicht an. Als Einsteigerlampen beim Nachtcachen sind die meisten dieser Kandidaten absolut ausreichend.
In der nächsthöheren Preisklasse ist die LiteXpress Liberty 116 angesiedelt. Sie verfügt über eine Leucht- und eine Blinkstufe sowie blaues, grünes und rotes Licht. Darüber hinaus bietet die Lampe noch eine Zoom-Funktion.
Einen guten Ruf haben Lampen der Firma Petzl. Zum Test standen zwei Lampen zur Verfügung: Die Tikka XP2 und die E-Lite. Letztere wird von Petzl als „Notfall-Stirnlampe“ angeboten. Mit einem Gewicht von gerade mal 28 Gramm inklusive Batterien ist der Zwerg ideal für´s Lesen von Hinweisen oder an Stationen, da durch die minimale Leuchtkraft absolut blendfreies Lesen möglich ist. Wer’s gerne noch ein wenig dunkler hat, kann auch auf Rotlicht zurückgreifen. Die alternativ verfügbaren Blinkmodi kann man als Cacher getrost vernachlässigen. Mit einem Preis von knapp 25 Euro ist man bei der E-Lite dabei.
Für die Tikka XP2 muss man ein wenig tiefer in die Tasche greifen. Dafür bekommt man eine leichte, aber robuste Stirnlampe, die eine helle Stufe zur Wegausleuchtung und eine dunkle zum Lesen bietet. Weiterhin ist auch hier Rotlicht integriert sowie ein herausziehbarer Diffuser für breites Streulicht. Beide Lampen sind wasserdicht und wirken gut konzipiert und durchdacht.
Da war doch noch wer? Richtig. Auch Fenix, als Hersteller von exzellent geregelten und verarbeiteten Handlampen in Cacherkreisen sehr beliebt, mischt auch auf dem Stirnlampen-Sektor mit. Zum Test standen uns alle aktuell verfügbaren Modelle (allesamt wasserdicht) zur Verfügung. Der Klassiker, die HL20, bietet eine solide Verarbeitung, drei Leuchtstufen und einen SOS-Modus sowie einen aufsteckbaren, aufklappbaren Diffuser. Aber nicht nur das macht die Lampe für Cacher so interessant. Vielmehr ist es die Tatsache, das die HL20 mit nur einem AA-Akku eine sehr ordentliche Lichtleistung liefert. Weil die meisten GPS-Geräte mit AA-Akkus betrieben werden, sind Geräte, die auch diesen Akku-Typ verarbeiten, für Cacher besonders interessant. Mehrere Leucht- und Blinkmodi hat auch die HP10, die im Turbo-Modus mit angegebenen 225 Lumen schon gut und gerne eine Handlampe ersetzen kann. Ähnlich hell ist die, noch relativ neue, HP20, bei der das Batteriepack am Gürtel befestigt wird. Alle drei Lampen verfügen über eine Memory-Funktion und starten beim Einschalten in dem Modus, der beim letzten Ausschalten aktiviert war.
Noch ein paar spezielle Kandidaten: Herausstechend aus der Masse sind Lampen, die über zusätzliche, besondere oder einfach nur „andere“ Features verfügen. Dies ist kein „Besser“- oder „Schlechter“- Kriterium, sondern lediglich eine Sache der persönlichen Vorlieben. An dieser Stelle werden noch einige Kandidaten vorgestellt, die nicht so recht ins gewöhnliche Schema passen wollen, aber aufgrund der Featueres auch interessant sind.
Die LED Lenser H7R bzw. die H7 ist fokussierbar und damit gleichermaßen zur Wegausleuchtung und zur Reflektorsuche geeignet. Die Helligkeit kann mittels eines Schiebereglers am Batteriefach stufenlos geregelt werden. Mit der Fokussierbarkeit bleibt LED Lenser seiner Philosophie treu.
Die Taclights T-Eye arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie die meis-ten Zebralight-Lampen. Sie verzichtet gänzlich auf einen Reflektor, was eine gleichmäßige Ausleuchtung des Nahbereichs mit sich bringt, an die auch der beste Diffuser nicht herankommt. Die Helligkeitsstufen werden in der Reihenfolge low-medium-high nacheinander durchgeschaltet; bei ausgeschalteter Lampe startet selbige immer in low. Zum Lesen von Hints, Lösen von Rätseln, aber auch zur gleichmäßigen Wegausleuchtung im tiefen, finsteren Wald ist diese Lampe ideal.
Exotisch kommt die UK Vizion daher. Die Lampe besteht aus drei Komponenten: dem Lampengehäuse sowie der (inneren) Leuchteinheit und dem (äußeren) Kunststoffgehäuse. Leuchteinheit und Kunststoffgehäuse werden zusammengesteckt, dabei kann durch Drehen des Gehäuses zwischen normalem Licht, Diffuser und Rotlicht gewählt werden. Der Clou ist, dass man die beiden steckbaren Einheiten aus dem Gehäuse ziehen und dann wieder zusammensetzen kann, um die Lampe als „Kerze“ zu nutzen. Die Lampe verfügt über eine helle und eine etwas dunklere Stufe. Bei der Lumenangabe war UK eher konservativ. Denn die angegebenen 29 Lumen können locker mit der dreifachen Zahl, die von manch anderem Hersteller angegeben wird, mithalten.
Eine Alternative zur Handlampe ist die Ferei HL08. Mit herstellerseitig angegebenen 220 Lumen braucht sie sich vor keinem Reflektor verstecken. Eine zusätzliche zweite Leuchtstufe kann in der Helligkeit stufenlos programmiert werden. Die Lampe verfügt über mehrere Blinkmodi, die allerdings gut im UI versteckt sind, sodass sie nicht aus Versehen aktiviert werden können. Wer die HL08 als Hauptlampe einsetzt, kann mit einem Knopfdruck zwischen den beiden Stufen wechseln; wer sie nur an den Stationen einsetzt, muss immer über hell gehen, da die Lampe über keine Memory-Funktion verfügt.
Kleiner Vergleich von Helligkeit und Lichtbildern. Zum Lesen und für die Suche an Stationen reichten bereits die angegebenen 60 Lumen der Petzl Tikka XP2 aus. Ein guter Allrounder mit mehreren Leuchtstufen ist die Fenix HP10 mit herstellerseitig angegebenen 225 Lumen. Die volle Dröhnung liefert die Lupine Wilma X. Mit den angegebenen 1100 Lumen wird die Nacht zum Tag. Für die meisten Caches ist die Lampe jedoch nicht nur wegen des hohen Anschaffungspreises ein wenig „überdimensioniert“.
Der Testsieger: Und schon wieder muss differenziert werden…Wenn es darum geht, eine Stirnlampe wirklich nur an den einzelnen Stationen zum Lesen zu benutzen, hat die Petzl E-Lite klar die Nase vorn. Für sie sprechen das mit Abstand geringste Gesamtgewicht von lediglich 28 Gramm inklusive Batterie und die Kleine (so es denn ein Pedant zu „Größe“ gibt). Die Hosen- oder Jackentasche, in die dieser Zwerg nicht passt, muss erst noch erfunden und genäht werden. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass die Lampe tatsächlich nur diesem einen Zweck dient. Bereits die Wegausleuchtung in unwegsamem Gelände oder die Suche an einer Station ist mit der Lampe aufgrund der minimalen Lichtausbeute nicht wirklich prickelnd. Wer lieber eine Lampe hat, die mit AA-Akkus arbeitet und eine gute Lichtleistung bietet, wird mit der Fenix HL20 eine tolle Begleiterin für den nächsten Nachtcache finden.
Einen generellen Testsieger zu bestimmen, ist anhand des großen Angebots und vor allem auch der individuellen Vorlieben unmöglich. Bestes Beispiel dafür ist eine befreundete Cacherin, die alle Nachtcaches mit einer nicht allzu hellen Stirnlampe bestreitet, während ihre Handlampe fast immer ungenutzt an der Hose baumelt. „The one and only“ liegt für uns Cacher in den meisten Fällen irgendwo zwischen den Produkten von Lupine und den Billiglampen vom Discounter. Welche Lampe die persönliche „One and only“ ist und ob es sie überhaupt gibt, muss jeder anhand seiner Vorlieben entscheiden. Über Material, Leistungsdaten, Gewicht, Stromversorgung, individuelle Merkmale und Preis gibt die unten stehende Tabelle Aufschluss. Bei den angegebenen Preisen handelt es sich um unverbindliche Preisempfehlungen der Hersteller. Die tatsächlichen Marktpreise liegen oft deutlich darunter. Die Discounter-Lampen sind in der Tabelle nicht aufgeführt, da sie immer nur saisonbedingt verfügbar sind.