GPS Knipse
GPS-Funktionen sind gerade schwer im Trend. Neben Handy, Smartphone und PDA werden jetzt sogar schon Kompaktkameras mit einem Satellitenempfänger ausgestattet. Sony und Samsung haben jeweils ein Modell im Programm, das zeigen kann, wo das Foto geschossen wurde. Unsere Autorin Elinor Eckert-Leugner hat sich die beiden Geräte genau angeschaut und eindeutig einen Favoriten bestimmt.
Getestet haben wir die beiden Kompaktkameras Sony Cyber-Shot DSC-HX5V und Samsung WB650. Unser Hauptaugenmerk bei diesem Test lag auf der intuitiven Bedienbarkeit und dem einfachen Handling, weniger auf der genauen Betrachtung technischer Eigenschaften der Geräte. Wir haben den Test als „fotografierender Cacher“ und nicht als „geocachender Fotograf“ durchgeführt. Das Internet bietet zahlreiche Tests, die diese technischen Eigenschaften genauer beleuchten und die der desinteressierte Laie, der nur Fotos machen möchte, oft gar nicht versteht. Uns kam es darauf an, wie sich die Kameras im normalen Alltag eines Cachers unterscheiden.
Der erste Eindruck
Die Sony Cyber-Shot DSC-HX5V besticht durch ein robustes und stabiles Gehäuse, das aus einer Kunststoff-Metall-Kombination besteht. Die Verarbeitung macht einen guten und soliden Eindruck, und die Kamera liegt gut in der Hand. Sie passt in die Jackentasche und ist von daher schon mal gut geeignet, uns bei den Caches zu begleiten. Die Bedienelemente sind gut zugänglich, wobei man jedoch darauf achten sollte, beim Halten der Kamera den linken Zeigefinger nicht auf das linke Stereomikrofon zu legen. Ungeschickt positioniert ist auch der Umschalter Serienbild/Einzelbild auf der Oberseite direkt neben dem Power-On/Off-Knopf. Beim Test wurde etliche Male versehentlich diese Taste betätigt und statt eines Einzelbildes eine ganze Fotoserie geschossen.
Ebenfalls nicht ganz so geeignet für uns Cacher ist die auf der Unterseite des Gehäuses angebrachte Anschlussstelle, die keine Abdeckkappe oder Ähnliches aufweist und schmutzigen Händen somit vollkommen ausgeliefert ist. Für Kleinstative, wie wir sie oft im „Cachebag“ haben, ist das Stativgewinde am Rande des Gehäuses auf der Unterseite nicht gerade optimal platziert, denn durch den außermittigen Schwerpunkt sitzt die Kamera nicht stabil auf dem Stativ. Da kann bei einem Foto mit Selbstauslöser, beispielsweise auf einem Brückengeländer, leicht etwas schief gehen.
Die Samsung WB650 wirkt durch ihr Metallgehäuse ebenfalls sehr robust und sieht durch die beiden ausgeprägteren Ausbuchtungen rechts vorne und dem aufgesetzten GPS-Empfänger etwas plumper aus als die elegantere Sony Cyber-Shot DSC-HX5V. Dafür verdeckt man bei beidhändigem Halten der Kamera nicht das linke Stereomikrofon. Alle Anschlussstellen sind hinter Abdeckkappen verwahrt und so vor Verunreinigungen geschützt. Das Laden der Akkus erfolgt nicht über ein Ladegerät, sondern über die Kamera mittels eines speziellen USB-Kabels an das Stromnetz. Möchte man einen Zweitakku verwenden, ist die Anschaffung eines externen Ladegerätes sinnvoll.
Das erste Foto
Sowohl die Sony als auch die Samsung weisen die für Kompaktkameras üblichen Bedienknöpfe auf. Einmal damit vertraut, findet man sich bei beiden Modellen sehr schnell zurecht. Die Samsung gab nach dem Einschalten leise schnarrende Geräusche von sich, wofür in diesem Modell, wie man in entsprechenden Internet-Foren liest, der Autofokus verantwortlich sein soll.
Ohne das Handbuch gelesen beziehungsweise durchgeblättert zu haben, haben wir die ersten Fotos im Freien gemacht. Der Auslöser der Sony muss gegenüber der Samsung nur ganz leicht angetippt werden, damit das Objekt im Monitor mit einem Rahmen markiert und für die Aufnahme fokussiert wird. Der Auslöseknopf der Samsung muss dafür, wie bei den meisten handelsüblichen Kompaktkameras, halb heruntergedrückt werden. Es fiel auch auf, dass der Monitor der Samsung ein sehr viel schärferes Bild mit wärmeren Farben liefert als das Display der Sony.
Die ersten Fotos der beiden Kameras wurden durch Entnahme der SD-Karten auf den PC hochgeladen. Die Bilder wurden mit einem Bildbetrachter (Google Picasa oder Geosetter), der auch geogetaggte Bilder interpretieren kann, angeschaut. Doch die Bilder der Samsung präsentierten sich zunächst ganz ohne Geokoordinaten.
Handbuch lesen
Das Lesen des Handbuches gab darüber schnell Aufschluss, und es zeigte sich wieder einmal, dass der Spruch „Handbuch lesen, dabei gewesen“ durchaus seine Berechtigung hat. Die Samsung schreibt die Geokoordinaten erst dann in die Fotos hinein, wenn man die auf der Webseite bereitgestellte „interaktive Landkarte“ heruntergeladen und installiert hat. Auf der Webseite www.samsung.de findet man eine ausführliche und gute Beschreibung des Vorgangs. Die Kamera wird dazu über das sehr kurze spezielle USB-Kabel an den Rechner angeschlossen. Dabei werden zwei Laufwerke gemappt. Für den ungeübten PC-Benutzer könnte die Installation trotz Anleitung ein erhebliches Hindernis darstellen, denn hier sind Dateien zu entpacken, Verzeichnisse und Unterverzeichnisse anzulegen und Dateien hin und her zu kopieren. Die auf der Webseite bereitgestellten Karten sind nach Kontinenten und Ländern geordnet, die häufigsten Reiseländer sind dort in einzelnen herunterladbaren Dateien vertreten.
Wenn wir jetzt schon mal Handbuch lesen, dann tun wir das natürlich auch für die Sony und finden auch hier im Handbuch einen Hinweis, der für die Nutzung des GPS sehr hilfreich ist. Die Kamera besitzt sogenannte GPS Assist Daten, die über die mitgelieferte Software bequem geladen werden können und eine Gültigkeit von einem Monat haben. Google klärt uns auch hier auf, was man darunter versteht: Die Bahnen, die die Satelliten im nächsten Monat haben werden, werden in den heruntergeladenen Daten bereitgestellt. Dadurch ist es der Kamera möglich, die Satelliten sehr viel schneller zu lokalisieren.
Die Geoinformationen
Nach dem Laden der Kameras mit den spezifischen Daten kann der Test ihrer cachertechnisch relevanten Talente fortgesetzt werden. Nach dem Einschalten brauchen beide GPS-Empfänger einige Zeit um die Satelliten zu orten. Wieviel Zeit sie dafür benötigen ist ebenso wie bei unseren Navigationsgeräten auch davon abhängig, wie lange sie ausgeschaltet waren und wohin wir sie in diesem Zustand bewegt haben. Die Ortung der Satelliten dauerte gefühlt für eine Erstbestimmung (Kaltstart) recht lange. Die Sony hat hier mit ihren GPS Assist Daten aber einen klaren Vorsprung. Nach der Erstbestimmung wurden die Satelliten beim nächsten Anschalten (Warmstart) deutlich schneller gefunden. Beide Kameras unterscheiden sich dann nicht mehr so stark in ihren Bereitstellungszeiten.
Im Gegensatz zur Sony kann man sich bei der Samsung nach dem Laden des Kartenmaterials im Display den aktuellen Standort anzeigen lassen. Der Name des Ortes wird dabei auf dem Display ausgegeben, sofern diese Option generell eingeschaltet ist. Zu bezweifeln ist allerdings, ob ein Cacher mit Navigationsgerät dieses Feature wirklich gebrauchen kann. Praktisch ist jedoch, dass neben den Geokoordinaten in den Exif-Daten des Fotos die Namen des Landes, des Bundeslandes und des Ortes abgelegt werden. Leider werden diese Daten bei der Wiedergabe der Bilder am Fernseher nicht als „eingestanzte“ Bildinformation ebenfalls ausgegeben, sodass die Frage nach der Sinnhaftigkeit hier durchaus gestellt werden darf (wer weiss denn nicht genau, wo er sich befindet, und was nützen die Ortsdaten, wenn man sie nicht verwerten kann).
Die Sony bringt mit ihrem eingebauten Kompass ein ganz besonderes Ausstattungsdetail mit. Die Kompassnadel wird auf dem Display angezeigt. Der Kompass gestattet es, die Blickrichtung mit den Geokoordinaten zusammen in den Bildinformationen abzuspeichern. Das ist sehr praktisch und sinnvoll, denn man erkennt beim Betrachten der Karte auf Anhieb nicht nur den Standort, sondern auch die Blickrichtung, aus der die Aufnahme gemacht wurde. Eine außerordentlich bemerkenswerte Funktion, die sich unter anderem bei Spoilerbildern, besonders für Cacher auf der Suche nach Nanos, als ungemein nützlich erweisen kann, da neben einem möglichen Spoilerfoto zusätzliche Informationen mitgeliefert werden. Anders als die Samsung speichert die Sony bei fehlendem GPS-Signal die letzte Position. Dies ist besonders nützlich, wenn man geogetaggte Innenaufnahmen machen möchte. Hierbei ist nur darauf zu achten, die Kamera einzuschalten bevor man das Haus betritt, um die aktuelle Position zu ermitteln, die dann für alle folgenden Indoor-Aufnahmen verwendet wird.
Die mitgelieferte Software
Das Programm Intelli Studio, das mit der Samsung zusammen ausgeliefert wird, liegt nicht auf einer beigelegten CD, sondern auf dem internen Speicher der Kamera. Es kann aber auf Wunsch auch auf dem PC installiert werden. Die Software fragt den Benutzer beim Starten, ob die Fotos von der Kamera auf den PC geladen werden sollen. Intelli Studio erlaubt die üblichen Fotonachbearbeitungen für Kontrast, Helligkeit, rote Augen und vieles mehr. Die Geokoordinaten der Fotos werden über die Google Maps ausgewertet und mit den Adressinformationen bereichert am Bildschirm ausgegeben. Im Lieferumfang der Sony-Kamera ist das Programm PMB enthalten. Mit dieser Software kann keine Fotonachbearbeitung vorgenommen werden. Das Programm dient hauptsächlich der Katalogisierung inklusive Anbindung einiger Mediendienste (z.B. YouTube, Picasa Web Albums) sowie zum Betrachten der Fotos. Die MapView-Anzeige stellt die im Bild gespeicherte Blickrichtung des Fotos dar.
Fazit
Beide Kameras überzeugen durch ihre Bildqualität und Verarbeitung. Ihre jeweiligen Videofunktionen sind für den „Normalcacher“ auch nicht deutlich unterscheidbar. Sowohl die Samsung wie die Sony erlauben situationsbedingte „out of the box“-Fotos und intuitive Bedienung. Sie sind beide ideale Schnappschuss- und Mitnahme-Kameras. Die Kartendarstellung der Samsung ist aus unserer Cacher-Sicht verzichtbare Spielerei. Der eingebaute Kompass der Sony wiederum ist ein sehr nützliches Tool, und das macht diese Kamera zu unserem Favoriten. Daher fällt der Testsieg ganz klar für die Sony aus. Wer sich jedoch häufig verläuft und auch ohne mitgeführtes Navigationsgerät immer wissen will, wo er ist, für den ist die Samsung die richtige Wahl. Aber wer tut das schon als Cacher?
Update
Der Test ist in der Ausgabe 01/2011 des Geocaching Magazins erschienen, in den wenigen Monaten seit Erscheinen, hat sich einiges getan auf dem Markt der Kamera mit GPS-Empfänger und so gibt es von den getesteten Modellen Nachfolger und auch andere Hersteller haben mittlerweile gute GPS-Kompaktkameras auf den Markt gebracht.