Geocaching als Therapie zum besseren Umgang mit Borderline
Mit ihrem Projekt „biotonne88 goes Europe“ wollte Ann-Kathrin (biotonne88) zum einen Aufmerksamkeit für die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) schaffen und zum anderen sich selbst dabei helfen mit dieser Krankheit umzugehen. Hierfür plante sie, sich ein halbes Jahr alleine auf die Reise durch Europa zu begeben und ihre Erfahrungen zu teilen. Hier ist der erste Teil ihres Reiseberichts.
Bei meinem Abschiedsevent am Tag vor dem Reisebeginn habe ich von meinen Cacherfreunden einen Signal-TB aus Stoff namens „Reisebegleiter“ geschenkt bekommen. Ich platzierte ihn hinter der Windschutzscheibe meines kleinen Campers, damit er, wie ich, dem entgegen fiebern konnte, was da noch kommen würde. Und es kam viel!
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Seit drei Monaten reise ich nun mit meinem kleinen Camper durch Europa. Die Hälfte meiner Reisezeit ist nun schon vorbei und wenn ich zurückblicke, merke ich wie erlebnisreich sie war.
Nach drei Tagen in Eutin, die ich hauptsächlich mit Caches von nendzi und einem Nachmittag mit nendzi selbst verbracht habe, ging es weiter nach Dänemark. Dort habe ich nicht nur einen Cache von der anderen Seite der Erde gefunden, sondern auch einen FTF bei einem Virtual ergattert. Über die Öresundbrücke ging es dann nach Schweden.
Die Fahrt war beeindruckend und das Autofahren durch das Land war unglaublich entspannend und entschleunigend. Geleitet von Earthcaches fuhr ich an der Küste entlang Richtung Stockholm. In der Zeit hatte ich aber auch meine erste depressive Phase. Zweifel wie ich sechs Monate alleine durchhalten soll, kamen auf und Ärger über meine negativen Gedanken. Doch zwei Dinge halfen mir diese Phase zu überwinden. Zum einen der Morgen, an dem ich eine Elchkuh sah und zum anderen die Menschen, die ich kennenlernte. Unter anderem waren das z.B. ein englisches Ehepaar, mit dem ich zwei tolle Abende verbrachte und ein Cacher aus Stockholm, der mich drei Tage bei sich aufnahm, zu einer Cachetour nach Uppsala mitnahm und mir die Altstadt von Stockholm zeigte.
Weiter ging es mit der Fähre nach Aland. Auf dieser wunderschönen Insel verbrachte ich zwei Tage bevor es eben- 26 STORIES falls mit der Fähre nach Helsinki ging. Nach einer schlaflosen Nacht wollte ich eigentlich an den Strand, doch als ich an Porvoo vorbeikam, konnte ich nicht widerstehen meine erste Geotour zu absolvieren. Ich besuchte zwei CITOs, lernte eine französische Familie kennen, die selbst sechs Monate zu fünft im Wohnmobil umherreiste und wurde von finnischen Campern zur Nutzung ihrer Campingsauna eingeladen. Neben tollen Caches in Helsinki, war der Besuch der kostenlosen Sompasauna im Hafen und eine darauffolgende Klettereinheit für einen Cache auf einem rund 30 Meter hohen Stahlturm ein absolutes Highlight.
Die zwei folgenden Wochen im Baltikum hatte ich Besuch von einem Freund, was eine große Umstellung nach vier Wochen alleine reisen war. Doch wir arrangierten uns schnell und erlebten geniale Lost Places und herrliche Landschaften. Bei einem Tagesausflug nach Weißrussland ergatterten wir mit 5 Caches einen besonderen Länderpunkt. Als ich alleine nach Polen und in die Slowakei weiterreiste, kam der zweite Tiefpunkt, da ich niemanden vorort zum Reden hatte.
Ich lernte keine anderen Camper geschweige denn Einheimische kennen und hatte mit meinen starken Kritikgedanken zu kämpfen. Ich fühlte mich schwach und verurteilte mich, dass ich die Reise nicht genießen konnte. Aber das war Teil meines Selbstversuchs meiner Geocaching als Therapie. Beim Schreiben mit meiner Familie wurde ich einsilbig und auf meinem Instagram Kanal zog ich mich zurück. Doch ich verletzte mich nicht selbst, stand meine Heißhungerattacken durch und übte mich in Achtsamkeit. Das Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass diese Dinge für mich Fortschritte sind, half mir, mich darin zu bestärken, dass diese unerträglichen Gefühle wieder weggehen würden. Ich teilte meine Gedanken mit meiner Familie und der Community. Die positiven Kommentare und die Ankunft in den Karpaten bauten mich wieder auf.
Ich wanderte auf mehrere Gipfel von denen ich unglaubliche Aussichten hatte. Als ich bei einer dieser Wanderungen mein Handy verlor, schien allerdings das Projekt in Gefahr. Nach Abwägung der Möglichkeiten entschloss ich mich für einen zwei wöchigen Heimaturlaub, in welchem ich mich nicht nur neu organisieren konnte. Ich erlebte nämlich in dieser Zeit auch die Caches „Vergissmeinnicht“ und „Hart am Wind“. Als letztes Highlight half ich noch beim „Event am See“ aus, welches wieder Mega viel Spaß gemacht hat.
Fazit – Geocaching als Therapie
Diese drei Monate haben mir gezeigt, dass ich trotz der vielen Erlebnisse, trotz der Herausforderungen, die ich allein bewältigt habe, weiter an meiner Gefühlsregulation arbeiten muss. Doch was mir diese Reise auch zeigt, ist, dass mir das Geocachen und die Orte, die ich dadurch entdecke, helfen mir bewusst zu machen, dass ich diese Phasen durchstehen kann. Diese Reise macht mich stärker auch wenn ich mich manchmal schwach fühle. Ich bin dankbar für all die Unterstützung, die ich von meiner Mama und Schwester, von Freunden und der Community bekomme und bin gespannt was die was die nächsten Monate für mich bereithalten.