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Mystery Teil 5: Programmatisches und Farbiges (Mystery lösen)

Und endlich wird der Checker grün – Mystery lösen

Und weiter geht’s in unserer kleinen Serie rund um Rätselhacken. Genauer gesagt um Programmatisches und Farbiges. Mit anderen Worten: um esoterische Programmiersprachen und Farbcodes. Darüber hinaus tauchen wir zum Mystery lösen tiefer in Chiffren und Codes ab. Abschließend befassen wir uns mit dem Krypto-Portal schlechthin (GPS-Cache.de) und fragen dessen Owner Rätsel in den Bauch. Viel Spaß damit wünscht Michael Grupp.

Mystery lösen – los gehts!

Also los: „Chef“ ist so eine esoterische Programmiersprache und wird erstaunlich häufig für Mysterys eingesetzt. Aber zuerst einmal eine kleine Begriffsdefinition: Die Esoterik im Namen steht in diesem Zusammenhang nicht für freundliche Blumenkinder, sondern für die Abwegigkeit der Sprachen. Es sind nämlich keine Programmiersprachen im eigentlichen Sinn, sondern intelligenter Nonsens. Und der diente ursprünglich nur dazu, komplizierte Algorithmen auszuprobieren und damit den Wort- oder Zahlensinn zu verschleiern. „Chef“-basierte Rätsel sind leicht zu erkennen: Sie sehen meist wie ein Kochrezept aus. Im einfachsten Fall so:

Schon unsere neue Ausgabe gelesen?

  • Sightseeing in Berlin
  • Gadget Versteck bauen
  • Mega-Event in Horn
  • Geocaching Trip Instanbul
  • Geocaching Meisterschaften
  • Caches des Monats und vieles mehr

Dessert à la GC-Magazin

Zutaten:
• 70 gr. Marzipan
• 72 ml Kirschwasser
• 69 Mandeln
• 33 Rosinen
• 67 Stück Schokolade
Zubereitung:
• Zuerst kommen die Rosinen in einen Mixer
• Darauf eine Schicht Marzipan
• Dann die Mandeln rein
• Alles gut mit dem Schnaps durchtränken
• Und obendrauf die gute Schokolade
• Mixer einschalten und alles gut pürieren
• In eine Schale geben und servieren

Alles klar? Logo, das ergibt „CHEF!“. Und wie? Ganz einfach: die Zahlen vor den Zutaten stehen für einen Code, zumeist ist das Unicode. Der macht aus 70 gr. Marzipan den Buchstaben „F“ – siehe Tabelle. Bei der Zubereitung spielt die Reihenfolge der Zutaten übrigens keine Rolle, es gelten nur die Handlungsanweisungen. Der Befehl „Mixer einschalten“ bedeutet, dass die Mengenangaben der Zutaten in Unicode umgewandelt werden. In unserem Fall wird daraus also: „!FEHC“.

In eine Schale geben bedeutet, dass die Reihenfolge umgedreht wird. Logisch, nach dem Servieren ist der erste Tropfen Soße auf dem Teller ja auch ganz unten. Und so steht vor uns das Wort „CHEF!“. Das geht natürlich auch mit Zahlen, die in der Unicode-Liste auf Platz 48 bis 57 stehen. Soweit das Prinzip und so einfach. Findige Fünf-Sterne-Köche haben die Rezeptur allerdings weiter verfeinert. So können statt Unicode natürlich auch alle anderen Codes in Betracht kommen – hexadezimal zum Beispiel (dieses Zeichensystem benutzt alle Ziffern plus zusätzlich die Buchstaben A-F). Sollten bei Unicode also keine logischen Zeichen oder Zahlen erscheinen, muss probiert werden.

Für diesen Fall empfehle ich zum Mystery lösen den „Multi Encoder – Decoder“. Den habe ich im letzten Teil unserer Mystery-Serie schon einmal vorgestellt, aber das hat er auch verdient. Er ist so eine Art Schweizer Taschenmesser der Kryptologie und wer den Namen googelt, findet ihn sofort. Das Schöne daran: Die Seite wandelt kryptischen Text in viele mögliche Varianten. Einfach mal ausprobieren. Zurück zu „Chef“. Auch in den Handlungsanweisungen lässt sich viel verstecken. „Teile die Schokolade“ könnte zum Beispiel bedeuten, dass die Unicode-Zahl halbiert werden muss. Weitere mögliche Chef-Befehle sind:

  • Zwei Zutaten mischen: Zahlen aus dem Rezept addieren
  • Alle Kerne entfernen: entsprechende Zahl aus Liste entfernen
  • Gut verrühren: Zufällige Reihenfolge
  • Zutat behandeln: Anfang einer Schleife
  • Zur Seite stellen: Ende einer Schleife
  • Schüssel gut spülen: alle Ergebnisse löschen.

Und natürlich muss das Chef-Spektakel nicht zwingend in der Küche stattfinden. Genauso denkbar ist die Schilderung einer Weltraumschlacht oder das Geschehen im Klassenzimmer. In jedem Fall aber ist diese Verschlüsselung an der Vielzahl von Ziffern vor Zutaten, Namen etc. erkennbar. Eine weitere Programmiersprache heißt „Shakespeare“, wird aber seltener zum Mystery Lösen eingesetzt. Man erkennt diese Rätsel an drehbuchartigen Dialogen, beispielsweise Romeo: Julia, Du zarte, schöne Himmelspflanze. Julia: Ach mein guter, schöner, starker Mann. Romeo:

Mystery lösen
Mystery lösen mit Codes

So will ich dich an deiner schlanken Hüfte umfassen. Hexe: Lass ab von ihr, du alter, kranker, nasser Sack und so weiter. Da „Shakespeare“ relativ komplex ist, will ich sie nicht weiter ausführen, sonst ist das Heft voll. Nur so viel: Jedes Hauptwort in einem Satz ist entweder positiv oder negativ. Die Himmelspflanze ist – natürlich – positiv. Die Adjektive davor müssen zum Hauptwort passen und verdoppeln jeweils deren Wert. „Guter, schöner, starker Mann“ repräsentiert also den Wert „8“, (+1x2x2x2), „Alter Sack“ den Wert „-2“. Wenn dir ein solches Drehbuch unterkommt, hilft der entsprechende Wiki-Eintrag weiter.

Kehren wir zu den gängigeren Programmiersprachen zurück: Brainfuck und Ook! Brainfuck ist tatsächlich zum Programmieren geeignet und könnte als Algorithmus eingesetzt werden. Macht aber keiner, der wahre Sinn und Zweck besteht einzig darin, Software-Methodik zu analysieren. Und seit neuestem auch, um Koordinaten zu verschlüsseln.

Brainfuck-Programme sind leicht an ihrer Syntax zu erkennen, die sieht nämlich ungefähr so aus: „++++++++[- >++++++++<]>++.<+++++[- >+++++++++<]>++++++.<++++[- >—-<]>-.++++++++.+++++.“ Nicht zu verwechseln mit Decabit. Dieses Progrämmchen (eigentlich nur eine Formel) dient zur Festlegung von Steuerbefehlen für Stromverbraucher. Die Befehle können wieder in Klartext verwandelt werden. Falls die Decodierung nicht gleich klappt: So sieht auch der Code des Gauß-Weber-Telegrafen aus: —+++-++- +-+—+++- -+–++-++- +-++–++– +++-+—+- +-+-+++—-

Mystery lösen
Mystery lösen Gauss Telegraph

Ook basiert auf dem Wortschatz eines Orang-Utans, der eben nur einen Laut, aber mehrere Betonungen beherrscht. Besteht eine Chiffre nur aus Ausrufezeichen, Fragezeichen und Punkten, dann handelt es sich um Kurz-Ook, bei dem die „ooks“ weggelassen wurden. Ook ist eine Weiterentwicklung von Brainfuck mit zusätzlichen Codierungen. „Ook! Ook? Ook! Ook! Ook. Ook?“

Ebenfalls taucht in Rätseln gerne Kenny auf. Das ist eine Figur aus der Zeichentrickserie Southpark, die immer undeutlich spricht. Bei Kennyspeak wird jeder Buchstabe in eine Kombination der Buchstaben ‚mfp‘ übersetzt: „Mmppffmmmmffppp“ Oder Leetspeak, das Buchstaben in Sonderzeichen transformiert: „I31²àí!!“ Ebenso unverständlich ist Codex Copiale, auch hier werden Zeichen substituiert.

Mystery lösen
Mystery lösen Teil 5

Damit der Code aber nicht durch die Häufigkeitsanalyse (siehe letztes Heft) geknackt werden kann, entsprechen jedem Zeichen gemäß seiner durchschnittlichen Häufigkeit mehrere Ersatzzeichen. Das häufigste Zeichen in Texten ist das Leerzeichen, deshalb gibt es alleine für dieses 26 mögliche Substitute. Das „Y“ muss dagegen mit einem einzigen vorliebnehmen: „sqp r. p. y.. g g“.

Oder Nak – hier sind Enten die Schallquelle: „Nak? Nananak Naknaknak“ Seit zwei Jahren mischt auch Pokemon bei GC mit. Wer das spielte (mich hat es ja nie gepackt, aber teilweise war ich da krasser Außenseiter), kennt vielleicht die Rasse „Unknown“, deren Vertreter jeweils für einen Buchstaben stande: „Mon kla pi flor tu“ Oder Abbaddon Code. Hier werden alle Zeichen in einen dreistelligen Code verwandelt:“¥þ¥þþµ¥¥µ¥¥¥¥¥þ“

Und zum Abschluss noch Bacon. Hat nichts mit Schinken zu tun, stammt nämlich von Sir Francis Bacon (1561-1626), der damit Geheimbotschaften am englischen Hof austauschte: „aaaab baaaa aaaaa abaaa abbaa“ Für einen kernigen D5er werden die Zeichen nochmals weiter verschlüsselt. Dann stehen für „a“ beliebige Wörter mit Anfangsbuchstaben von A-K und für „b“ Wörter mit Anfangsbuchstaben L-Z.

Der Werkzeugkasten zum Mystery lösen: GPS-Cache.de

Es gibt noch viele weitere Sprachen. So, und was nun? Es gibt natürlich für jede Sprache und jeden Code entsprechende Converter im Web. Einfacher löst es sich mit diesem Vorgehen: Zuerst probieren wir den schon erwähnten Multi Encoder aus. Sollte sich hier keine sinnvolle Lösung ergeben, gehen wir auf das Portal „GPS-Cache.de“, das wir bereits in Teil Drei unserer Serie vorgestellt haben. Aber wer eine vollständige Sammlung sucht, kommt an dieser Seite nicht vorbei.

Hier eine kleine Anleitung, wie der Code zum Klartext wird und man den Mystery lösen kann. Zuerst suchen wir die Kategorie aus, um die es geht. Hier haben wir die Wahl unter rund 1.000 Verfahren. Von oben nach unten stehen hier unter anderem klassische monoalphabetische Verfahren, bei denen ein Buchstabe in einen anderen gewandelt wird. Es folgen Kodierungen in fremde Schriften, Sonderzeichen oder in binäre Folgen.

Zur Wahl stehen ebenfalls analytische Funktionen und Koordinaten-Schubsereien. Wir wählen unter „1“ die „Pseudo-Programmiersprachen“ aus, und klicken dann unter „2“ auf „Alle“, um die zur Auswahl stehenden auch zu sehen. Dann unter „3“ den codierten Text einkopieren. Danach Doppelklick auf „4“ und unter „5“ den Klartext ablesen. Fertig und freuen. Wer den Codenamen schon kennt, kann ihn auch direkt unter „6“ eingeben. Wer die „7 / Hilfe“ anklickt, kommt auf folgende Seite, die einen schönen Überblick über die kryptischen Verfahren bietet:

Mystery lösen

Wir sehen hier die Vorgehensweise und Arten der Verschlüsselung. Mystery lösen mit Chiffre und Codes haben wir uns schon angesehen. (Kurz noch den Unterschied: Chiffre ersetzen einen Buchstaben durch einen anderen, die Textlänge bleibt dabei erhalten. Codes dagegen verwandeln den Klartext auf Basis von bestimmten Verschlüsselungsregeln in eine ganz andere Form.) Folgen wir dem Diagramm weiter nach unten, kommen wir zu den Hash-Funktionen.

Bei dieser Verschlüsselungsart werden Zeichen und Buchstaben beliebiger Länge einem Datenblock mit fester Länge zugeordnet. Durch die Verwendung des hexadezimalen Zeichensystems (ein System von 0 bis 9 plus A bis F) ist der Zielcode deutlich kleiner (weil mehr Zeichen zur Verfügung stehen als wenn nur 26 Buchstaben oder nur 10 Zahlen eingesetzt würden). Hashtags können unterschiedliche Längen annehmen und sehen beispielsweise so aus:

3341C3BE0308EE1FC9156EA7D014DF09A5268B8AD0A7279 Knacken lassen sie sich nur schwer, da sie Einbahnstraßen-Algorithmen verwenden, die man nicht wieder zurück rechnen (also entschlüsseln) kann. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Im Netz kursieren Listen mit gecrackten Hash-Datenbanken. Einfach mal Hashkiller googeln – und viel Glück mit dem D5er.

Kommen wir zu was Bunterem: Mystery lösen mit Farben.

Seit die Jamaika-Koalition in aller Munde ist, wissen wir, dass Farben für bestimmte Inhalte stehen können. Flaggen eignen sich bestens dafür. Ob bei einer Schwarz – Gelb – Roten Farbfolge allerdings der Wortwert oder die Einwohnerzahl von Belgien gefragt ist, müsst ihr selber herausfinden. Spätestens seit Farben hin und wieder auch in Computern eingesetzt werden, ist es logisch, dass jedem Farbton auch eine digitale Definition zugrunde liegt. Am einfachsten sind wohl Farbkataloge, die bekanntesten sind RAL, HKS und Pantone.

RAL-Töne werden in der Industrie-Produktion verwendet und sind durch eine vierstellige Zahl definiert, RAL 1003 ist zum Beispiel Signalgelb. HKS kommt aus der Druckindustrie, Signalgelb entspricht hier HKS 4. Der Pantone-Fächer wird vor allem von Künstlern verwendet, unser Gelb entspricht hier ungefähr Pantone 13-0755. Während es RAL, HKS und Pantone tatsächlich als gedruckte (und sauteure) Farbfächer gibt, sind die digitalen Farbbeschreibungen auch/nur am Bildschirm zu sehen. Leider gibt es auch dabei mehrere Alternativen. Die beiden wichtigsten sind RGB und CMYK. RGB ist für Bildschirme gedacht – alle Farben zusammen ergeben Weiß. CMYK ist dagegen für die Druckvorbereitung gemacht – alle Farben zusammen ergeben Schwarz.

RGB-Farbbezeichnungen umfassen immer drei Werte, Signalgelb wäre zum Beispiel Rot=24, Grün=85 und Blau=13. CMYK-Werte erkennt man an der Kombination von den vier Druckfarben. Dabei besteht unser Gelb natürlich aus ganz viel Gelb (100% Yellow), einem Schuss Violett (20% Magenta), einem Hauch Blau (10 % Cyan) und Schwarz brauchen wir nicht (0 % Key). Und als letztes Farbsystem wäre noch die hexadezimale Farbdefinition zu nennen, die auf RGB basiert und für Computerdesign spezifiziert wurde. Die Grundfarben sehen so aus:

Mystery lösen mit Farbcodes

Eine Menge Zahlen, eine Menge Möglichkeiten Koordinaten zu verstecken. Wichtig ist, auf Grund des Listings den Farbraum zu erkennen und dann die Farben herauszufinden. Etwas einfacher sind da schon die Widerstandsfarben. Die beschreiben bei den kleinen elektronischen Bauteilen den jeweiligen Wert.

Und dann noch ein paar weitere Farbcodierungsmöglichkeiten. Wenn ihr sie seht, werdet ihr sie auch erkennen. Tokki sieht so aus:

Mystery lösen mit Tokki

Und das die Lichtwellenleiter der Telekom:

Mystery lösen mit Lichtwellenleiter

Und sollte Euer Rätselbild so aussehen, besucht zum Mystery lösen die Webseite von Bertnase. Er hat, inspiriert von Piet Mondrian, ein Programm geschrieben, das durch die Berechnung der Flächen und Wege innerhalb solcher Bilder Zahlen versteckt: www.bertnase.de.

Mysters lösen mit Bertnase

Und abschließend noch ein paar Anregungen, mit welchen Farbtabellen findige Owner ihre rätselnde Klientel zu verunsichern pflegen. Für all diese Systeme gibt es eindeutige Vorgaben:

  • Ritter Sport Tafeln
  • Lacke von AutoherstellernBestellnummern
  • Farbstifte unterschiedlicher
  • Hersteller
  • Zahnweiß – ärztliche Bezeichnung
  • Edding Stifte – Nummern
  • Legosteine
  • BWW der offiziellen Farben
  • Swarovski Steine Farbvariante
  • Regenbogenfarben
  • TÜV-Plaketten Jahreszahlen
  • GC-Cachefarben

Interview

Nachdem wir uns heute das Portal „gps-cache.de“ zum Knacken von Codes und Chiffre angeschaut haben, liegt es doch nahe, mal beim Owner anzuklopfen und ihn ausführlich zu befragen. Schönen Dank, Dr. Cool, für deine Antworten – und für die eine oder andere Erklärung. Der Mann kennt sich aus:

Hallo Dr. Cool, wie kommt man zu so einem umfangreichen Mystery-Portal? Seit ich 2008 mit dem Cachen angefangen habe, interessieren mich insbesondere Mysteries. Damit ich sich wiederholende Aufgaben wie etwa Morsezeichen dekodieren nicht immer wieder per Hand machen muss, schrieb ich das Programm „MysteryMaster“.

Anfangs nur für mich selber. Im Laufe der Zeit wuchs der Funktionsumfang und ich dachte mir, dass ich das auch anderen Cachern zur Verfügung stellen könnte. Mittels der Web-Technologien CGI und Ajax brachte ich das Programm auf meine Website und seitdem kann es jeder kostenfrei benutzen. Als die Chiffren dann später ein wenig komplizierter wurden, füllte ich auch meine angestaubte, vor zwanzig Jahren registrierte Domain Kryptografie.de mit Leben.

Mystery lösen

Dort stehen jetzt weiterführende Erklärungen. Daraus ist mittlerweile ein ansehnliches, informatives Portal geworden für alle, die nicht nur schnell etwas dechiffrieren möchten, sondern es etwas genauer wissen wollen. Ein Klick auf den Info-Button im MysteryMaster bringt einen auf die entsprechende Seite auf Kryptografie.de.

Mystery lösen

Cachst Du selber? Und wenn ja, wieviel? Und wann?
Ich bin bekennender Schönwetter-Cacher. Wenn das Wetter schön ist, kann mich nichts zu Hause halten, dann geht es raus in die Natur – cachen. Ich habe auch schon im Urlaub drei Wochen am Stück nichts anderes gemacht als Dosen suchen. Obwohl ich ein bisschen ruhiger geworden bin, nachdem ich meine 10.000 Funde voll hatte.

Wenn es regnet oder mir zu kalt ist, gehe ich eher selten cachen. Dann mache ich es mir zu Hause gemütlich und löse Mysteries, die ich dann im nächsten Frühjahr besuche. Die neu gewonnenen Erkenntnisse fließen dann oft gleich in den MysteryMaster. Oder ich programmiere an einem meiner anderen Projekte. Ich habe einmal versucht, die 365-Tage-am-Stück-Challenge durchzuziehen. Geschafft habe ich etwas über 100, dann wurde das Wetter schlecht und ich fragte mich, warum ich mir das eigentlich antue und brach ab.

Woher kommen die Informationen über die Chiffren und Algorithmen?
Das Internet ist voll davon. Man muss nur mit den richtigen Begriffen suchen. Auch wenn es auf deutschen Webseiten einiges zu finden gibt, so sind auf US-amerikanischen und französischen Seiten noch mal ganz andere Informationen zu finden. Es kommt aber auch immer darauf an, von wann eine Chiffre ist. Neumodische Dinge wie Kennyspeak oder Ook finden sich schnell auf Internetseiten. Alte Geheimschriften aus dem 15. bis 18. Jahrhundert findet man mit Glück auf Universitätsbibliotheks-Servern, wenn diese ihre Bücher eingescannt haben.

Für die Kryha Chiffriermaschine (einer schönen, silbernen Box) z. B. habe ich viele Bilder im Internet gefunden, aber zur Funktionsweise musste ich relativ lange googeln, bis ich schließlich ein Dokument bei der NSA fand – ursprünglich von 1933 und siebzig Jahre später für die Öffentlichkeit freigegeben. Anhand der Informationen darin konnte ich den Algorithmus rekonstruieren. Und jetzt kann man auf meiner Website Kryha-Geheimtexte dechiffrieren, ohne eine besitzen zu müssen.

Allerdings sind nicht alle Webseiten (und auch nicht alle Bücher) immer 100%ig korrekt. So habe ich etwa den Murray Klappentelegraph Code so übernommen, wie er in einem Geocache-Mystery verwendet wurde. Bis sich später herausstellte, dass diese Version von einem Lehrer stammte, der sie für den Unterricht als Beispiel verwendet und frei ergänzt hatte. Dabei hat er aber einen Fehler gemacht, den er später erkannte und korrigierte. Das ursprüngliche Bildmaterial zeigte aber eine ganz andere Kodierung. Das Ende vom Lied: Es gibt nun drei Versionen des Codes auf meiner Seite, alle ein wenig unterschiedlich. Die Geocaching-Version ist historisch falsch, hat sich in Geocaching-Kreisen aber durchgesetzt.

Mystery lösen mit Dr. Cool
Mystery lösen

Wie schnell kannst du Mysteries knacken?
Ich mag Mysteries, bei denen das Listing unmissverständlich beschreibt, was zu tun ist – man aber das Hirn bemühen muss, um zur Lösung zu kommen. Klassisches Beispiel dafür: ein Sudoku oder eine ähnliche Spielart japanischen Zahlenrätsel. Sowas macht mir Spaß. Leider treffe ich seit Neuestem immer häufiger auf eher nebulöse Mysteries: einfach nur Geheimtext ohne jeden Hint. Ohne Geschichte drum herum, das ist dann schon etwa lieblos. Dann hat man nur eine Chance: Wenn man die Chiffre schon kennt und identifizieren kann.

Ich persönlich erkenne viele Codes dank zehn Jahren Mystery-Erfahrung auf Anhieb – den Rest macht der MysteryMaster. Aber bei weitem auch nicht alle, z. B. wenn zwei Codes miteinander kombiniert sind. Und ich hatte schon Mysteries, die kann man meines Erachtens ohne handfesten Tipp des Owners einfach nicht lösen, weil sie zu verquer sind. Wenn ich den Code nicht erkenne und das Drumherum eher langweilig ist, dann lege ich ihn erst einmal beiseite. Vielleicht habe ich ja beim nächste Mal, wenn ich drüber stolpere, eine Idee?

Ein Tipp fürs Lösen?
Ein Tipp für Anfänger vielleicht: Fangt erst einmal mit den Mysteries mit einer niedrigen Difficulty-Wertung an. Sucht euch erstmal etwas, bei dem die Aufgabe klar ist. Wenn ihr gleich mit einem D4 anfangt, wird euch das nur frustrieren. Mysteries lösen soll doch Spaß machen. Wenn ihr nach einer gewissen Zeit keinen Haken gefunden habt, mit dem ihr das Geheimnis aus dem Nebel ziehen könnt, legt das Rätsel erstmal zur Seite und sucht euch etwas anderes. Man muss nicht jeden Mystery sofort auf Biegen und Brechen knacken.

Mit jedem gelösten Mystery sammelt ihr Erfahrung, wie man die Sache angeht. Und mit dem gewonnenen Wissen könnt ihr dann später auch schwierigere Rätsel lösen. Jeweils das erste Rätsel eines Codes oder einer Chiffre per Fuß zu lösen, etwa indem man Braille durchgesetzt.

Wie schnell kannst du Mysterys knacken?
Ich mag Mysteries, bei denen das Listing unmissverständlich beschreibt, was zu tun ist – man mittels einer Tabelle übersetzt, hilft dabei zu verstehen, wie der Code funktioniert. Man vergisst ihn dann nicht mehr so schnell und erkennt ihn das nächste Mal wieder. Alles sofort in einen Multisolver zu kippen und darauf zu hoffen, dass er irgendwo etwas ausspuckt, bringt zwar eventuell ein schnelles Ergebnis für diesen einen Fall, aber nur durch selber lösen und verstehen gewinnt man die Erfahrung für schwierigere Mysteries. Ein anderer Tipp ist noch: Rätselt zu zweit oder zu dritt. In der Gruppe macht das Ganze noch einmal mehr Spaß. Und der sollte im Vordergrund stehen.

Und was war der letzte Code, den du im Portal eingebunden hast?
Ich erweitere das Portal ständig. Letzte Woche erst habe ich zum Beispiel eine chronologische Übersicht (Zeitstrahl) eingebunden, in der man sieht, wann welcher Chiffre entwickelt wurde. Also von den ägyptischen Hieroglyphen von vor 6000 Jahren über die Skytale um 500 v. Chr. über frühere Geheimschriften des 12. Jhr., den ersten Chiffrierscheiben im 15. Jh., die Freimaurer Chiffre im 18. Jh., den Chiffren in den Weltkriegen bis hin zu den modernen Verfahren wie AES (2000) oder SHA-3 (2012).

Auch ist eine Einführung zur Kryptoanalyse und der Steganografie dazu gekommen. Die letzten Chiffren waren die Shadow-Geheimschriften aus einer US-Agenten-Novelle aus den 1930ern; die Geheimschriften von Rose Greenhow und Elizabeth van Lew, zwei Spioninnen auf unterschiedlichen Seiten im US-amerikanischen Bürgerkrieg und die obskure Zauberhandschrift aus dem 18. Jh. mit unbekanntem Autor, über die ich bei der Bibliothek der Universität Kassel gestolpert bin. In der Zauberschrift stehen in kodierten Symbolen Beschwörungsformeln und Zaubersprüche zum Herbeirufen von Geistern, die dann z. B. beim Auffinden von vergrabenen Schätzen helfen sollen.

Vergrabene Schätze – da musste ich natürlich gleich an Geocaching und Schatzsuche denken. Wer möchte, kann mir gerne unter @Dr_Cool auf Twitter folgen. Da poste ich regelmäßig, was neu auf meinen Websites hinzugekommen ist.

Mystery lösen

Wie sind die Rückmeldungen auf den MysteryMaster und das Portal?
Ich höre des Öfteren, dass sich die Leute vom Funktionsumfang des Mystery-Masters erschlagen fühlen. Dazu muss man sagen, dass mittlerweile über 1000 Funktionen integriert sind. Alle Funktionen untereinander in einer Liste aufführen wie auf den kleineren Decoder-Webseiten, funktioniert dann einfach nicht mehr.

Darum sind die Funktionen nach Code bzw. Chiffre-Art kategorisiert. Manche wussten nun nicht, in welcher Kategorie sie suchen sollen. Ich habe das Feedback genutzt, dem Problem so gut wie möglich zu begegnen. Zuerst kamen die Ebenen „Standard“, „Erweitert“ und „Alle“ dazu, um z. B. nur die gebräuchlichsten Chiffren einer Kategorie anzeigen zu lassen.

Dann kam das Suchfeld: Falls man nicht die richtige Kategorie weiß, aber wie die Chiffre heißt, hilft das Eingabefeld oben rechts, in das man 3 oder mehr Buchstaben eingibt und dann eine Liste der darauf passenden Chiffre erscheint. Den Richtigen angeklickt, unten auf ausführen geklickt und die Sache ist gegessen. Ein weiterer Trick, das richtige zu finden, ist es, die Browser-Suche zu bemühen. STRG+F gedrückt und z. B. nach „Fritz Nebel“ oder „1833“ gesucht, weil das so im Hint stand, und schon erfährt man, dass Fritz Nebel die ADFGX Chiffre entwickelt hat oder dass 1833 der Gauß-Weber-Telegraf erfunden wurde.

Das könnte dann doch die richtige Chiffre sein? Nachdem es die Schriftcode-Beispiele von „myGeotools“ nicht mehr gab, kam ich auf die Idee, eine Liste mit Schriftbeispielen auf Kryptografie.de zu stellen, was sehr gut ankam, weil man damit wieder Geheimschriften und Symbole anhand ihres Aussehens identifizieren kann. Kryptografie.de hat mittlerweile auch Zulauf außerhalb der Geocaching-Gemeinde.

So hatte ich schon Kontakt zu Studenten oder Kryptologen, die die Informationen darauf nützlich finden. Oder ich finde die kryptografie.de-Seite verlinkt, etwa vom Heinz Nixdorf Forum, einem Computer-Museum in Paderborn mit einer tollen Ausstellung, auch zum Thema Kryptografie. Den Cache „Come In And Find Out – CIAFO“ (GC3YY70), der durch das Museum führt, kann ich übrigens wärmstens empfehlen. Grundsätzlich freue ich mich sehr über Feedback. Manchmal hilft einem ein Blick von außen, Dinge zu erkennen, für die man inzwischen betriebsblind geworden ist.

Schönen Dank, Dr. Cool, für Tipps und Bilder. And happy solving and hunting!


Geocaching Magazin 06/2017

Stückpreis: 3,00 EUR
(inkl. 7,00% MwSt. und zzgl. Versandkosten)
Themen u. a.: Geopark Odenwald *** Trip: Stockholm *** Zürich und seine Dosen *** Seattle und GC-Headquarter *** Lost Place Hotel Geiger*** Mysterium Mystery Teil 5 *** Cache des Monats August und September 2017 Ausgabe November/Dezember 2017, Erscheinungstermin 17. Oktober 2017 inkl. kostenlosem Versand innerhalb Deutschlands

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