Magellan eXplorist 110
Das Volks GPS
Ein Käfer oder auch der erste Golf waren Autos für das Volk. Jeder sollte sich eins leisten können. Magellan bringt mit dem eXplorist 110 ein Gerät mit allem was ein GPS-Gerät haben sollte. Marko Reichelt war damit beim Cachen unterwegs und berichtet uns, ob wir hier wirklich das Volks-GPS gefunden haben.
Der Konkurrenzkampf im Markt der günstigen GPS-Empfänger wird härter! Noch bis vor wenigen Jahren dominierte Garmin mit seinen Erfolgsmodellen wie dem eTrex H den Markt. 2010 begann dann Magellan einen ersten Angriff auf den Marktführer. Das eXplorist GC wurde ein echter Bestseller und letztes Jahr erschien dann mit dem eXplorist 310 noch ein weiteres Gerät im Einsteigersegment. Inzwischen hat auch Garmin seine Modellpalette im Einsteigersegment einer Frischzellenkur unterzogen. Mit eTrex 10, 20 und 30 gibt es gleich 3 neue Modelle in diesem umkämpften Markt, dabei ist das mit einem monochromen Display ausgestattete eTrex 10 das günstigste Modell des Trios. 119 Euro beträgt der empfohlene Verkaufspreis für das Einsteigergerät.
Genau auf dieses Preissegment zielt auch Magellans eXplorist 110 ab. Gerade einmal 129 Euro beträgt der von Magellan empfohlene Verkaufspreis – dafür erhält man im Gegensatz zum eTrex 10 aber ein gut ausgestattetes Gerät mit Farbdisplay, 2 GB großem internen Speicher, das zudem auch noch mit Open-Street-Maps gefüttert werden kann. Eine echte Kampfansage also!
Äußerlich ist das Gerät nicht von seinen Schwestermodellen GC und 310 zu unterscheiden, wäre da nicht der quietschblaue Rahmen um das Display. Die Maße sind mit 111 x 56 x 36 Millimetern genauso identisch wie das Gewicht, welches ohne Akkus oder Batterien rein netto 147 Gramm beträgt.
Beim Auspacken des Gerätes fällt als erstes auf, dass Magellan beim Lieferumfang noch einmal ein wenig gespart hat. Noch nicht einmal ein micro USB-Kabel für den Anschluss an den heimischen PC liegt bei. Für die meisten Käufer dürfte das aber verschmerzbar sein, in den meisten Haushalten wird es sicherlich mindestens ein passendes Kabel geben. Der weitere Lieferumfang besteht aus zwei Batterien in der Größe AA, einer Kurzanleitung und einem Gutschein für drei Monate Premium-Mitgliedschaft für Geocaching.com.
20 Sekunden dauert es, bis das 110er nach dem Betätigen des Einschaltknopfes gestartet ist, auch der Satellitenfix geht zügig von statten. Nach dem Starten des Gerätes präsentiert sich dem Nutzer das Magellan-typische Hauptmenü, welches für das eXplorist 110 jedoch um den seperaten Bildbetrachter und die Points of Interest (POI) „erleichtert“ wurde. Auch die Hardware wurde ein klein wenig modiziert – zwar arbeitet im 110 der gleiche Prozessor wie im GC und im 310er, diese wurde aber 233 Megaherz heruntergetaktet während er bei den „größeren Brüdern“ mit 400 Megaherz arbeitet. Erstaunlicherweise macht sich dies aber nicht in der Arbeitsgeschwindigkeit bemerkbar. Das Gerät ist sowohl in den Menüs, als auch bei der Kartendarstellung äußerst flott. Nur wenn eine größere Anzahl Caches und Wegpunkte auf der Karte angezeigt werden, gelangt der Prozessor zeitweise an seine Grenzen und genehmigt sich die eine oder andere Gedenksekunde.
Eines der Highlights des Gerätes ist das 2,2” große Farbdisplay. Das transreflektive Display hat eine Auflösung von 240 x 320 Pixeln und ist selbst bei starker Sonneneinstrahlung besonders gut ablesbar. Seit einigen Monaten wird dieses verbesserte Display übrigens auch im eXplorist GC und 310 verbaut. Im direkten Vergleich mit Garmins eTrex 20 und 30 wirkt das Display leuchtstärker und schärfer in der Darstellung.
Der Akkudeckel des Geräts ist leicht zu öffnen und ermöglicht das schnelle Wechseln der zwei AA-Batterien oder Akkus. Am Akkudeckel befindet sich auch die Magellan-typische Befestigungsschiene, welche bereits von anderen Modellen verwendet wird. Wie für ein Outdoor-Gerät typisch, erfüllt das 110er auch den IPX7 Standard, ist also wasserdicht (30 Minuten in einer Wassertiefe von einem Meter) und resistent gegen Stöße und Erschütterungen. Ebenfalls Standard ist der SiRFstar III GPS-Empfänger und das auf Windows 5.0 CE Core basierende Betriebssystem.
Das aufgeräumte – und wie erwähnt – etwas abgespeckte Hauptmenü (Screenshot 1) besteht aus den Menüpunkten Map, Start, Tracks, Wegpunkte, Geocaches, Routen, Dashboard und Tools. Über den Menüpunkt Map gelangt man zur standardmäßig installierten Welt-Basiskarte. Diese beinhaltet relativ detailliert das Straßennetz von Nordamerika, Westeuropa und Australien sowie die Hauptstraßen im Rest der Welt. Die Karte ist sicher nicht mit einer topografischen Detailkarte vergleichbar, bietet aber ausreichend Details für eine relativ komfortable Nutzung.
Die Menüpunkte Start (zum Starten eines Tracks), Wegpunkte und Routen dürften selbsterklärend sein. Zur Übersicht der im Gerät gespeicherten Caches gelangt man über den Menüpunkt Geocaches. Dort werden die umliegenden Caches der Entfernung nach sortiert angezeigt. Dort kann man sich alle relevanten Details und die Beschreibung anzeigen lassen und auch die Navigation zum gewünschten Cache starten. Der Menüpunkt „Dashboards“ führt zu 5 verschiedenen Dashboards die verschiedene Werte und Daten anzeigen. Die Datenfelder der Dashboards können individuell belegt werden. Über den Menüpunkt „Werkzeuge“ gelangt man schließlich zu den Einstellungen, der Trackübersicht, kann Wegpunktprojektionen durchführen, wie auch zu den Untermenüpunkte Angeln und Jagen, Sonne & Mond, Flächenberechnung, Hilfe und Produktdemo. Ebenfalls können hier Screenshots angefertigt und Informationen über den Besitzer hinterlegt werden. Dies ist ein nettes Feature, welches es auch bei den Touchscreen-Modellen von Magellan geben sollte. Einmal hinterlegt, werden künftig bei jedem Start des Gerätes die Kontaktinformationen des Besitzers angezeigt. Ein kleines aber – ehrliche Finder vorausgesetzt – nützliches Feature.
Zu gefallen weiß auch die umfangreich modifizierbare Kartenansicht, so kann beispielsweise der Kompass auf die Kartenansicht gelegt werden und auch der Richtungspfeil ist anpassbar. Zwei verschiedene Pfeilformen stehen in jeweils vier verschiedenen Größen zur Verfügung. Als besonders praxistauglich hat sich dabei der halbtransparente Smart Arrow XL (Screenshot 3) herausgestellt. Apropos Karte – auch wenn Magellan die Möglichkeit bisher nicht offiziell kommuniziert hat – aber auf dem eXplorist 110 funktionieren auch andere Karten als die vorinstallierte Basemap. Der Austausch ist relativ problemlos möglich und binnen weniger Minuten durchgeführt (siehe Infokasten). Ausgestattet mit der auf Open Street Maps basierenden Karte von Maps 4 Me, welche es dort angepasst für das eXplorist 310 gibt, wird das 110er auch zum perfekten Begleiter für Touren in abgelegeneren Gebieten. Erstaunlicherweise kommt der gedrosselte Prozessor auch mit der umfangreicheren OSM-Karte problemlos klar. Das liegt zum einen daran, dass POI´s wie Tankstellen, Haltestellen etc. nicht angezeigt werden und dass die Karte in einem niedrigeren Detailgrad angezeigt wird.
Im Praxisbetrieb zeigt sich vor allem ein Vorteil des gedrosselten Prozessors – durch die Reduzierung des Takts sind etwas höhere Batterie- oder Akkulaufzeiten realisierbar. Bei reiner Trackaufzeichnung erreicht die Laufzeit mit zirka 17 Stunden annähernd die offizielle Magellan-Angabe („bis zu 18 Stunden“). Im Praxisbetrieb mit Navigation, Displaybeleuchtung und relativ intensiver Nutzung sind Laufzeiten um 12 Stunden realistisch. Ein durchaus achtbarer Wert, vor allem da die gedrosselte Prozessorleistung kaum zu Lasten der Arbeitsgeschwindigkeit geht.
Der Anschluss an den PC ist problemlos – das Gerät kann entweder als USB-Laufwerk direkt mit GPX-Dateien bestückt werden oder man verwendet die Magellan-Software Vantage Point. Nach wie vor wird diese aber leider nur für PC-Nutzer angeboten, Mac-Nutzer gehen immer noch leer aus. Zumindest die Software-Updates für das eXplorist können aber auch von Mac-Rechnern aus installiert werden.
All die kleineren Einschränkungen die das eXplorist 110 gegenüber seinen größeren Brüdern hat sind durchaus verschmerzbar. Die fehlenden POI´s sowie der gedrosselte Prozessortakt stören bei einem solch günstigen Einsteigergerät eher nicht. Anders sieht es mit Wegpunkten und Caches aus, jeweils maximal 500 kann das 110er verarbeiten. Für das Cachen in der Homezone ist das sicher ausreichend aber gerade bei größeren Touren wäre eine größere Anzahl möglicher Caches doch von Vorteil. Angesichts des mit 129 Euro mehr als günstigen Preises kann man sich auch mit dieser Einschränkung arrangieren.
Ein Vergleich mit dem Konkurrenzprodukt Garmin eTrex 10 ist sicher ein wenig unfair, zu spartanisch ist dieses im Vergleich zum Magellan eXplorist 110 ausgestattet – bei einem Verkaufspreis von 119€ ist es aber der direkte Konkurrent im Einsteigersegment und muss sich daher diesen Vergleich gefallen lassen. Ein großer interner Speicher, ein sehr gut – auch bei direkter Sonneneinstrahlung – ablesbares Farbdisplay sowie die Darstellung von Kartenmaterial sind alles Ausstattungsmerkmale, mit denen das 110er punkten kann. Daher hat es sich die Kaufempfehlung in der Einsteigerklasse auch redlich verdient. Es wird spannend zu sehen ob und wie Marktführer Garmin reagieren wird. Eine Preissenkung der eTrex-Modelle scheint nicht völlig abwegig. Bereits in den letzten Wochen wurde Garmins eTrex 10 von verschiedenen Händlern immer öfter für 99€ oder weniger verkauft. Man wird sehen wie sich die Preise weiter entwickeln wenn das eXplorist 110 lieferbar ist. Laut Magellan sollte dies bereits der Fall sein.
[dcs_thinspliter]
So geht es: Kartentausch beim eXplorist 110
Der Austausch der vorinstallierten Basiskarte ist relativ leicht. Das Gerät muss dazu per USB an den PC angeschlossen werden. Im Maps-Verzeichnis sichert man zuerst die Basiskarte (WMNA_BM.mgi). Dann kopiert man die neue Karte in das Verzeichnis, entsprechende Karten gibt es z.B. bei Maps4Me.net. Anschließend öffnet man die Datei “Touch.mdc” mit einem Texteditor und sucht dort den Namen der alten Karte und ändert diesen in den Namen der neuen Karte. Das war es schon! Beim nächsten Neustart steht die neue Karte zur Verfügung. Auf gleichem Wege kann man natürlich auch wieder die originale Karte nutzbar machen.
Aber aufgepasst: Wer nicht weiß was er tut, sollte lieber die Finger davon lassen und auf ein Gerät zurückgreifen, welches einen einfacheren Kartentausch erlaubt.