1000 Kilometer, 6 Wochen und ein Rucksack voller Dosen – Geocaching auf der Via de la Plata
Von Sevilla bis Santiago – 1000 Kilometer durch Spaniens Westen
Autor: Sam Vivegnis
Da steht er, der erste Kilometerstein. Fast schon unauffällig zwischen den Menschen, die sich geschäftig durch die belebte Innenstadt Sevillas bewegen. Ein kleines Metallschild unter der Jakobsmuschel zeigt die Entfernung nach Santiago an: 1.006 Kilometer. Neben einer kleinen Bank vor der Kathedrale, überschattet von einem Orangenbaum, beginnt die Vía de la Plata, einer der unbekanntesten Jakobswege Spaniens. Vor mir liegen sechs Wochen Wandern, Natur genießen, zur Ruhe kommen – und natürlich Geocachen: Das Abenteuer Geocaching auf der Via de la Plata beginnt.



Der Name Vía de la Plata kommt nicht vom spanischen Wort für Silber (plata), sondern vom Arabischen balata und bedeutet soviel wie gepflasterte Straße. Die Vía de la Plata ist eine alte Römerstraße und verbindet einige der geschichtsträchtigsten Städte Spaniens: Sevilla, Zafra, Cáceres, Salamanca, Zamora, Ourense und Santiago de Compostela, das Ziel meiner Reise. Immer wieder auf der Reise werden mir römische Bauten begegnen, angefangen mit den Ruinen der Römerstadt Itálica nur 10 km hinter Sevilla.
Die Regionen, durch die die Vía de la Plata führt, gehören zu den landschaftlich Schönsten des Landes. Das malerische Andalusien mit seinen charakteristischen weißen Dörfern. Die karge Extremadura, mit einer unbeschreiblichen Weite. Das vielseitige Kastilien mit Feldern bis zum Horizont. Und schließlich das grüne Galicien mit seinen nebelverhangenen, mystischen Wäldern und der Kathedrale von Santiago de Compostela, dem Ziel aller Pilger.
Im Sommer ist die Vía de la Plata kaum machbar, durch die große Hitze in Andalusien und auf den weiten Ebenen der Extremadura und in Kastilien. Deshalb starte ich Anfang April. Mein Job ist gekündigt und vor mir liegt die große Freiheit, bevor ich im Sommer anfange, als Wanderreiseleiter zu arbeiten.
Ich freue mich auf die Herausforderungen, die dieser unbekanntere Camino mit sich bringt – und die spannenden Dosen, die ich auf dem Weg zu finden hoffe. Es ist bereits mein fünfter Jakobsweg, doch mein erster, seit ich meine Leidenschaft fürs Geocachen entdeckt habe. Ich kann es kaum erwarten, beides zu verbinden.
Anfänge in Andalusien
Sevillas historische Altstadt glüht golden in der Abendsonne, als ich am 1. April anreise. Palmen wiegen sich sachte am Ufer des Flusses Guadalquivir. Der Mond steht bereits am Himmel, doch die Straßen sind – typisch für Spanien – noch voller Leben.
Mein erstes Hostel ist noch keine richtige Pilgerherberge, wie es sie entlang der spanischen Jakobswege gibt, und dennoch treffe ich hauptsächlich andere Pilger dort. Nicht nur solche, die wie ich ihren Weg erst beginnen, sondern auch Antonio aus Cádiz, der bereits von zu Hause aus losgelaufen ist. An der Rezeption des Hostels bekomme ich meinen Pilgerausweis, den Credencial, der dazu berechtigt, in den Pilgerherbergen zu schlafen und in dem ich täglich Stempel sammle, um nachweisen zu können, dass ich die gesamte Strecke gegangen bin.
In Santiago bekommt man nach Vorlage des Credencial die sogenannte Compostela ausgehändigt, ein Dokument, das offiziell bescheinigt, das man mindestens die letzten 100 km nach Santiago gepilgert ist. Die Rezeptionistin drückt mir meinen ersten Stempel in den druckfrischen Pilgerpass und endlich fühlt es sich real an: Übermorgen fange ich meinen nächsten Jakobsweg an. Die Entfernung nach Santiago erscheint mir hier unten, in der südlichsten Region Spaniens, unermesslich weit.

Den nächsten Tag nutze ich erst einmal dazu, mir Sevilla anzusehen. Nicht weit entfernt vom Kilometerstein an der Kathedrale von Sevilla logge ich meinen ersten spanischen Cache, einen Virtual mit dem passenden Namen „Desde Sevilla a Santiago/Von Sevilla nach Santiago“ (GC9P7WE), der ein Stück Geschichte zur Pilgerschaft auf der Vía de la Plata bereithält. Danach widme ich mich dem Multi GC1T37Y, der durch das malerische Viertel Santa Cruz führt. Die Route beinhaltet einige der schönsten Plätze und Gassen Sevillas und ist wirklich sehenswert. Dazu kommt noch der Virtual zum Real Alcazar, dem ehemaligen Königspalast (GC9P7NG). Im Großstadtgewusel finden sich noch vier Tradis, auch wenn es nicht so leicht ist, unauffällig zu suchen und zu loggen.
Dann ist es so weit: Am Morgen des 3. Aprils mache ich mich auf zur ersten Etappe. Das Gefühl, den Rucksack aufzusetzen und loszulaufen, ist schwer zu beschreiben. Es schmeckt nach Freiheit, nach dem Ungewissen. Nach Weite und Natur. Und vor allem fühle ich eine pure, wilde Freude.
Die ersten drei Tage bescheren mir mehr Schlamm, als ich es jemals vom trockenen Süden erwartet hätte. Dazu ein windgepeitschter Himmel mit düsteren Wolken und Regen. Wirkliches Aprilwetter, wie ich es eher aus Deutschland kenne. Untypisch für diese Region. Und schlecht für uns Pilger, denn auf den schlammigen Abschnitten heftet sich der schwere Lehm an unsere Schuhsohlen und macht das Gehen sehr beschwerlich.

Das Highlight des ersten Tages: Itálica, die alte Römerstadt 10 km nach Sevilla. Die ausgedehnten Ruinen sind für Europäer kostenfrei zu besichtigen und vor allem das Amphitheater beeindruckt mich sehr. Neben einem kleinen, schnell gefundenen Tradi (GC549VC) gibt es hier eine ganze Reihe an EarthCaches zu entdecken. Mit dem einsetzenden Regen mache ich mich allerdings schleunigst wieder auf den Weg zur ersten richtigen Pilgerherberge.

Der Regen begleitet auch die nächsten Tage, ein harter Einstieg. Doch immerhin kann man am Ende des Tages in den mehr oder weniger spartanisch eingerichteten Herbergen seine Kleidung trocknen. Ich bin sehr froh über meinen Wanderregenschirm, der besser trocken hält als jede Regenjacke.
Am fünften Tag nach meinem Aufbruch verlasse ich dann Andalusien, im Gepäck 10 Dosen, hauptsächlich in Sevilla gesammelt. Extremadura, ich komme.
Extreme in der Extremadura
Sonne, Regen, Matsch und Staub. Die Extremadura ist voller Extreme, doch landschaftlich schöner, als ich zu hoffen gewagt hatte. Korkeichen, Kühe und die berühmten schwarzen Iberischen Schweine begleiten meinen Weg.

Mit mir sind vor allem Spanier, Niederländer und Franzosen unterwegs. Hin und wieder auch einmal ein Deutscher. Mit meinen 28 Jahren gehöre ich eindeutig zu den Jüngeren, denn ich bin hauptsächlich von Menschen umgeben, die mindestens doppelt so alt sind wie ich. Die meisten haben wie ich bereits mehrere andere Jakobswege gemacht. Robert aus Utrecht ist eine der Ausnahmen, denen ich unterwegs begegne. Er wollte die Ruhe und die Herausforderung. Dabei ist die Vía de la Plata nicht gerade die ideale erste Pilgerreise.

Die Vía de la Plata ist logistisch schwieriger als andere Caminos, weil die Abstände zwischen den Herbergen im Durchschnitt größer sind als zum Beispiel auf dem Camino Francés, dem meistbegangenen Jakobsweg. Zu Beginn ist das erst mal kein Problem, doch gerade in der Extremadura gibt es nicht wenige Etappen von weit über 30 km. Robert nimmt es gelassen, er kennt es ja nicht anders. Ich merke dagegen viel deutlicher, wie anders die Infrastruktur hier ist: Weniger Einkehrmöglichkeiten zwischen den Etappenzielen, kaum Bänke, um unterwegs zu sitzen. Da muss dann öfter mal ein Stein herhalten.
Die Geocaching-Infrastruktur in der Extremadura ist, wie in Andalusien, vor allem auf die größeren Städte konzentriert. In Mérida, der Hauptstadt der Region, gibt es viel römische Architektur zu bewundern und eine Fülle an Caches mit teilweise sehr kreativ gestalteten Dosen. Mit einem einzigen Ticket kann man sich alle Museen und Sehenswürdigkeiten anschauen. Um alles in Ruhe zu besichtigen und Zeit zum Cachen zu haben, entscheide ich mich für einen Pausentag.



Das alte römische Theater ist noch so gut erhalten, dass es regelmäßig für Veranstaltungen benutzt wird. Der EarthCache GC6XBQC erläutert die verschiedenen Typen von Marmor, aus denen die Säulen hinter der Bühne gefertigt wurden.
Besonders gut gefällt mir der Tradi an der „Casa de Mitrio“ (GC4ZEC8), einem kleinen Museum zur Ruine eines römischen Hauses. Hier beiße ich mir eine ganze Weile die Zähne aus, kann das Versteck dann aber doch finden. Auch beim Tradi direkt am Arabischen Palast (GC7YTE3) und dem clever am Portal der Basilika Santa Eulalia versteckten Cache GC5G9RJ brauche ich einen Moment, bis die Logbücher signiert sind.
Es gibt auch einen Mystery zur Pilgerherberge (GC5JGC4), bei dem es ein echtes kleines Puzzle zu lösen gilt. Leider finde ich die Finaldose nicht. Kein Wunder, da der letzte Logeintrag bereits ein Jahr her und ein DNF war. Ein Muster, das sich leider bei vielen Caches wiederholt. Gerade außerhalb der großen Städte liegen die Dosen häufig lange unangetastet und sind teilweise in sehr schlechtem Zustand – wenn es sie denn überhaupt gibt.
Zwischen Mérida und Cáceres finde ich keinen einzigen Cache auf dem Weg. Cáceres ist eine sehr sehenswerte Stadt mit einer beeindruckenden mittelalterlichen Altstadt, die an eine Festung erinnert. Da meine Tagesetappe hinter Cáceres endet, verbringe ich nur eine kurze Mittagspause zwischen den alten Mauern und sammle die zwei Virtuals GC892VP und GC8928R. Mit mehr Zeit wäre hier noch mehr zu holen gewesen.

Kurz vor der Grenze nach Kastilien stoße ich dann auf die Tradi-Serie „Ruta de la Plata“, die sich vom kleinen Örtchen Carcaboso bis nach Baños de Montemayor, dem letzten Ort in der Extremadura, zieht. Die etwa 50 Kilometer beinhalten etwas über 50 Dosen und dazu den schwierigsten Abschnitt der Vía de la Plata. Die sogenannte Königsetappe verdankt ihren Namen dem Umstand, dass es auf 39 Kilometern bis Aldeanueva keine einzige Ortschaft oder Herberge direkt auf dem Weg gibt. Wenn man nicht alles am Stück laufen kann oder will, muss man etliche zusätzliche Kilometer abseits des Camino entlang von Landstraßen auf sich nehmen.

Ich habe Lust auf die Herausforderung und gemeinsam mit Diego, einem 68-jährigen Franzosen, gehe ich die Königsetappe im Ganzen an. Dabei motivieren mich die Dosen der Tradi-Serie, angefangen mit „Ruta de la Plata 52“ (GC948DQ) kurz hinter Carcaboso. Obwohl nicht jede Dose gefunden oder geloggt werden kann, da sie teilweise in die knorrigen Korkeichen eingewachsen sind, macht die Suche Spaß und lenkt mich von der Härte der Etappe ab. Der Weg ist großteils überflutet durch die ungewöhnlich starken Regenfälle der Wochen zuvor und es braucht viel Geduld und Balance, um trockenen Fußes voranzukommen.


Irgendwann gebe ich auf, ziehe meine Sandalen an und laufe direkt durch die tiefen Pfützen hindurch. Trotzdem komme ich nur langsam voran und das Laufen wird zäh. Ich hangele mich von Dose zu Dose, bis Diego und ich endlich nach 10 Stunden Aldeanueva erreichen. Wir sind die letzten in der Herberge. Von ursprünglich 52 Dosen der Serie finde ich nur 14, doch da ich nicht selten der erste Logger seit 2023 bin, ärgere ich mich nicht über die Caches, die ich nicht finden konnte. Vermutlich sind sie bereits seit Langem verschwunden oder noch tiefer in die Bäume eingewachsen.
Krise in Kastilien
Mit müden Knochen schleppe ich mich am nächsten Tag über die Grenze in meine dritte Region, wo ich direkt meinen ersten Cache in Kastilien finde (GC1R92R). Ein weitere Tradi (GC3H5PE) ist an einem Rastplatz für Pilger versteckt – ein Luxus, den es in Andalusien und der Extremadura bisher nicht gab. Überhaupt scheint Kastilien deutlich mehr Geld für die Pilger zu haben, was nicht verwunderlich ist, da im Norden der Region der Camino Francés verläuft, der meistfrequentierte Jakobsweg.

Der nachfolgende Tag beschert mir zwei weitere Tradis, dann ist es ruhig bis kurz vor Salamanca, wo ich am Stadtrand in einer steinigen Mondlandschaft den schönen Tradi „Ultreia et Suseia“ (GC8D8GF) finde. Der Name kommt vom mittelalterlichen Pilgergruß, der soviel wie „weiter und immer weiter“ bedeutet. Auf der Dose steht passenderweise auch die moderne Variante „Buen Camino“, mit dem ein guter Weg gewünscht wird.
Ich habe mich schon im Vorfeld am meisten auf Salamanca gefreut, und die altehrwürdige Universitätsstadt enttäuscht nicht. Auch nicht in Bezug auf Geocaches. Ich halte wieder einen Ruhetag und bei bestem Wetter sammele ich ein paar der schönsten Dosen ein, die ich im Laufe meiner noch recht kurzen Cacher-Laufbahn finden durfte. Klares Highlight ist der Tradi GC3QA2G an der römischen Brücke, die direkt in die Altstadt führt: eine wahnsinnig tolle Aussicht auf das Stadtpanorama und dazu noch ein klasse Cacheversteck direkt an der Brücke selbst.
Überhaupt hat Salamanca einige schöne Tradis nahe der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Am Plaza Mayor (GCAQAET) warte ich eine ganze Weile, bevor ich im Getümmel unauffällig die Dose heben kann. Auch an der Casa de las Conchas (GCA1X3V) braucht es einen Moment. Das Finale des spanischsprachigen Wherigo GC4EMPW liegt zum Glück in einer ruhigen Seitengasse. Insgesamt finde ich 11 Dosen, bevor die Mittagshitze mich einholt.


Zwischen Salamanca und Zamora ist die Landschaft karg und öde. Zamora, die Stadt des Barock, hat einige Caches mehr zu bieten, als ich abends nach dem Laufen schaffen kann. Häufig ist es schwierig, sich nach einem anstrengenden Wandertag noch zu einer abendlichen Cachingrunde aufzuraffen und dies ist einer dieser Tage. Mit nur einem Virtual (GC9P6TK) werde ich dem Cachereichtum der Stadt nicht gerecht.
Es ist der Anfang einer Krise, die sich über die nachfolgenden Tage noch verschlimmert. Es ist heiß, die Wege sind schattenlos, trocken und langweilig und ich zweifle an allem. Meine Motivation schmilzt in der glühenden Mittagshitze wie ein Eiswürfel. Dazu haben Diego und ich die fatale Idee, genau jetzt zwei lange Tage mit 33 und 38 km zu gehen. Nach den 38km bin ich mehr als erledigt und zum ersten Mal schleicht sich der Gedanke ans Aufgeben ein. Auch eine gute Mütze Schlaf kann das nicht richten und am nächsten Tag auf dem Weg nach Santa Marta de Tera festigt sich mein Plan: Das war’s. Schluss, Aus, Ende.
Als ich in der Herberge ankomme, buche ich mir einen Bus nach Ourense, der nächstgrößeren Stadt. Doch noch am selben Abend komme ich mit zwei jüngeren Pilgerinnen ins Gespräch, die ich hier zum ersten Mal sehe. Lou und Elise haben am nächsten Tag nur 11 km geplant und gehen den Camino deutlich entspannter an als ich. Sie laden mich ein, mit ihnen zu kommen und ich willige ein. Noch ein Tag mehr in der Hoffnung, dass sich endlich etwas verändert.
Und das tut es. Gemeinsam mit Lou laufe ich am nächsten Tag los und finde am Ufer des Tera einen Tradi (GC9CPDT). Wir machen gemütlich Pause und genießen die Ruhe. Die Gedanken ans Aufgeben verschwinden. Mit Elise und Lou lerne ich Langsamkeit neu kennen. Kurze, entspannte Tage, an denen ich meine Reserven wieder aufbaue, helfen mir zu neuer Motivation. Dazu verändert sich hinter Santa Marta endlich die Landschaft und die trockenen Lehmpisten werden zu moosigen Pfaden durch Pappelhaine.



In Puebla de Sanabria, einem malerischen mittelalterlichen Dörfchen mit einer beeindruckenden Burganlange hoch über dem Fluss, finde ich GC3CFHF, leider in schlechtem Zustand, aber unter dem Applaus einer portugiesischen Cacherfamilie, die mich von der Burgmauer aus beobachtet hat. Ein letzter Cache in Kastilien. Die Krise ist überwunden.
Gleichgewicht in Galicien
Die dichten Wälder Galiciens fühlen sich nach der langen Zeit in schattenloser Weite an wie Balsam für meine Seele. Erst hier merke ich, wie sehr ich Bäume und Grün vermisst habe. In den Bergen zwischen A Gudiña und Ourense finde ich den ersten Cache direkt in einer Pilgerherberge. Der Tradi GC7A78T ist in der Traditionsherberge in Albergueria versteckt, die von innen über und über mit Muscheln behangen ist, auf die Pilger vergangener Jahrzehnte ihre Namen und Herkunftsorte geschrieben haben.

Ourense ist der letzte größere Ort, etwa 105 km vor Santiago. Wir halten einen Ruhetag und im typisch galicischen Regen mache ich mich auf, die letzten Caches vor Santiago zu besuchen. Highlight ist der EarthCache GC5DEJ0 zu den Thermalquellen As Burgas, die direkt am Rand der Innenstadt liegen und bereits zu römischer Zeit von den Einwohnern benutzt wurden. Das Wasser fließt hier mit 300 Litern/Min. und 67° Celsius aus dem Gestein. Es brodelt und dampft. Ich entdecke einen Einwohner, der sich einen Kanister des heißen Wassers abfüllt. Andere benetzen sich Gesicht uns Hals, denn dem mineralischen Wasser werden Heilkräfte nachgesagt.

Dazu kommen noch zwei Tradis und ein Virtual, dann wird der Regen zu stark und ich flüchte ins Airbnb zu Elise und Lou.


Die letzten 100 km vergehen schnell und langsam zugleich. Ich bin froh, dass ich die beiden getroffen und mein Gleichgewicht zurückgefunden habe. Gemeinsam laufen Lou und ich am 15. Mai in Santiago ein, Elise ist bereits früh losgegangen.
Es fühlt sich an wie Heimkommen. Die vertrauten Gassen und Plätze begrüßen mich wie einen alten Freund. Und dann sind wir auf dem Platz vor der Kathedrale. Mein Weg ist vorbei nach 43 Tagen. Ich bin einfach nur glücklich. Vor der Kathedrale logge ich meinen 200. Fund, den Virtual „Santiago de Compostela“ (GC7B7EJ). Wir schwelgen noch ein wenig in dem Gefühl, angekommen zu sein, dann beziehen wir unser Hostelzimmer.


Den nächsten Tag über streife ich durch die Stadt, sammele Caches ein und sehe die vertrauten Straßen dadurch mit neuen Augen. Direkt gegenüber von der Kathedrale schaffe ich es, den Tradi GC2B9NJ zu bergen, trotz all der Pilger und Touristen. Einen weiteren Fund mache ich hinter der Kathedrale auch auf einem sehr öffentlichen Platz (GC24A6F).

Langsam habe ich es raus, mich auffällig unauffällig zu verhalten. Im Stadtpark gibt es einen Virtual direkt am Aussichtspunkt auf die Kathedrale, das wohl meistfotografierte Motiv der Stadt (GC891TQ). Daneben gleich ein kleiner Tradi dazu (GC1DMBH).
Dann ist die Zeit des Abschieds gekommen. Gemeinsam mit Lou fahre ich weiter ans Meer nach Fisterra, um zum Abschluss des Weges noch ein wenig Zeit am Kap Finisterre zu verbringen.
Im Mittelalter glaubte man, dieser westlichste Punkt Spaniens sei auch der westlichste Punkt Europas – und damit das Ende der Welt. Ein passender Ort für das Ende einer Pilgerreise.
Am Ende der Welt: Mein Fazit Geocaching auf der Via de la Plata
0,000 Kilometer. Der letzte Kilometerstein am Leuchtturm vom Kap Finisterre. Direkt dahinter fällt das Gelände zum Meer hin ab. Hier sind die Jakobswege endgültig zu Ende. Nur der endlose Atlantik, der sich an den Felsen bricht. Am Kilometerstein logge ich einen Virtual (GC9P4XF), danach steigen Lou und ich ein Stück den Abhang zum Meer hinab, um den Sonnenuntergang zu beobachten.

Eine kleine Kletterpartie später habe ich auch den Tradi „Das Versprechen“ (GC5Q488) eingeklemmt zwischen zwei Felsen gefunden. Die Sonne versinkt langsam am Horizont. Ein glorreicher Abschluss der Reise.
Am nächsten Tag finde ich mit der Letterbox „Der Schatz des Harry Paye“ (GC7NDA0) dann auch endlich einen würdigen Wirt für das Trackable, das ich von zu Hause aus mitgebracht habe. Ich hoffe, es wird von dort noch weit reisen. Für mich ist die Reise jetzt erst einmal vorbei.


Mein fünfter Jakobsweg hat mich überrascht, gefordert, erfreut, belebt. Ich habe Sonne, Regen, Staub und Matsch getrotzt. Ich habe die gesamte Palette der Gefühlsorgel durchgespielt, von Zufriedenheit bis Erschöpfung, Glück bis Ärger, Langeweile bis Traurigkeit. Ich stand kurz vor dem Abbruch und habe dann ganz langsam wieder zu meiner Motivation gefunden. Ich habe entdeckt, wie sehr sich der Weg für mich nach Zuhause anfühlt. Und ich habe meine Geocaching-Leidenschaft mit meinem Pilgerfieber verbunden und gemerkt, wie gut beides zueinander passt. Dieser Weg wird definitiv nicht mein letzter Camino gewesen sein – und auch nicht meine letzte Geocaching-Wanderreise.
Bleibt nur die Frage, welcher Camino mein nächster wird.
Zusatzinfos/Infoboxen – Geocaching auf der Via de la Plata:
Caching-Statistik Geocaching auf der Via de la Plata:
- 72 Geocaches auf dem Vía de la Plata und dem Sanabresischen Jakobsweg
- 1 Locationless Cache 25 Jahre Geocaching (GCA2025): 25km-Marker vor Santiago
- 4 Regionen: Andalusien (10), Extremadura (24), Kastilien und León (19), Galicien (19)
- 7 Landkreise: Sevilla (10), Badajoz (7), Cáceres (17), Salamanca (16), Zamora (3), Ourense (6), A Coruña (13)
- 1. Fund in Spanien: „Virtual Desde Sevilla a Santiago“ (GC9P7WE)
- 200. Fund: Virtual „Santiago de Compostela“ (GC7B7EJ)
- Cachetypen: Tradi (50), Virtual (16), EarthCache (3), Mystery (1), Wherigo (1). Letterbox (1), Locationless (1)
Infos Geocaching auf der Via de la Plata
- Start: Sevilla
- Ende: Santiago de Compostela
- Länge: 1006 Kilometer
- Beste Reisezeit: Frühjahr (März bis Mai) und Herbst (September bis Oktober), ggf. auch im Winter
- Auch mit dem Fahrrad oder dem Wohnmobil ein Highlight!
Meine Lieblings-Geocaches – Geocaching auf der Via de la Plata: Top 3 nach Region
Andalusien:
- Multi „TVS: Geocacheando por Santa Cruz/Geocachen in Santa Cruz“ (GC1T37Y) – führt durch das wunderschöne Viertel Santa Cruz, für mich ein klares Highlight in Sevilla
- Virtual „De Sevilla a Santiago“ (GC9P7WE) – ein Cache direkt am Startpunkt der Vía de la Plata
- Tradi „Itálica“ (GC549VC) – der Vía de la Plata führt direkt an der alten Römerstadt Itálica vorbei, ein Must-See
Extremadura:
- Tradi-Serie „Ruta de la Plata“ (z.B. GC948DQ) – zwischen Carcaboso und Baños de Montemayor liegen auf etwa 40km des Jakobsweges etwa 50 Dosen verteilt. Ein seltenes Glück, direkt unterwegs so viel zu finden, auf einem der abgelegensten Abschnitte der Vía de la Plata.
- Tradi „Casa de Mitrio“ (GC4ZEC8) – direkt neben einem winzigen Museum in der Ruine eines römischen Hauses, schön versteckt
- Tradi „Alcanzar árabe“ (GC7YTE3) – am arabischen Palast, kreative Dose
Kastilien und León:
- Tradi „Puente romano“ (GC3QA2G) – mit Blick auf die Altstadt von Salamanca wurde hier eine wirklich tolle Dose versteckt, direkt auf dem Camino.
- Tradi „Ultreia et Suseia“ (GC8D8GF) – kurz vor Salamanca nach längerer Cachepause
- Tradi „Albergueria“ (GC7A78T) – während meiner Reise der einzige Cache, der direkt bei einer Pilgerherberge lag. Die Herberge allein ist einer der traditionsreichsten auf dem Weg und sehr sehenswert.
Galicien:
- Virtual „Santiago de Compostela“ (GC7B7EJ) – hier bin ich ganz klar voreingenommen. Wie kann der Virtual an der Kathedrale, dem Endpunkt meiner Reise, nicht das Highlight in Galicien sein?
- Letterbox „O tesouro de Harry Paye/Der Schatz des Harry Paye“ (GC7NDA0) – schön gemachte Letterbox versteckt in Fisterra, einem Dorf direkt am Meer. Perfekt um sich am Ende des Caminos etwas auszuruhen und das berühmte Kap Finisterre zu besuchen
- Earthcache „As Burgas“ (GC5DEJ0) – heiße Quellen mitten in der Stadt!

Der Autor dieses wunderbaren Artikels Geocaching auf der Via de la Plata ist
Sam Vivegnis
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