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Der Geschichtsstudent – Nachtcache

Nachtcaches gehören zu den ganz besonderen Arten der Dosensuche. Dunkelheit und Stille sorgen für den klitzekleinen Gruselfaktor, quasi das Salz in der Suppe. Wenn es dann auch noch über ein Lost-Place-Gelände geht, steigt der Nervenkitzel um etliche Level.

„Der Geschichtsstudent (NC)“ (GC2PHWN) war solch ein Cache, der die wackeren Suchenden oft bis an den Rand der Verzweiflung und am Final schließlich zu adrenalingeschwängerten Euphorie-Bekundungen trieb. Geocaching Magazin-Autor Frank Dornberger zeichnet den traumhaften Weg des Geschichtsstudenten in der Nähe von Fürstenberg an der Havel ein letztes Mal nach.


Die ganze Ausgabe

Geocaching Magazin 02/2015

Stückpreis: 2,50 EUR
(inkl. 7,00% MwSt. und zzgl. Versandkosten)
Themen u. a.: Geocaching an der Mecklenburgischen Seenplatte, Ausstattung – die richtige Kleidung bei Regen, Lost Place – der Traum eines Geschichtsstudenten, cachen auf Bornholm und Tampa, USA. Ausgabe März/April 2015, Erscheinungstermin 24. Februar 2015 inkl. kostenlosem Versand innerhalb Deutschlands

Die Wampenschleifer sind weit über die Grenzen hinaus unter Geocachern für ihre exquisiten Lost-Place-Caches bekannt. Zeitweilig haben sie es mit weit über 10.000 Favoritenpunkten auf Platz 4 der Liste der Cache-Owner mit den meisten „blauen Schleifchen“ in Deutschland gebracht. Einer ihrer ersten LP-Nachtcaches war der 7. Akt aus der „Traum im Kreis“-Reihe (GC22CGD).

„Dort hatten wir ursprünglich im Saunahaus das Final versteckt. Da aber Muggel oft das Final zerstörten, mussten wir beginnen, die Finals so zu bauen, dass man so einfach keinen Zugang findet. Quasi wurde hier die Idee geboren, die Finals so zu bauen, wie viele Cacher das von uns mittlerweile kennen“, erklärt Mikosch von den Wampenschleifern im Interview.

Mit der schlichten Inschrift „Hier möcht ich ewig träumen“ am mittelalterlich anmutenden Turm begann die Wampenschleifer-Serie.

„Das Saunahaus war auch der Namensgeber für die ‚Traum im Kreis’-Reihe, wegen der Inschrift ‚Hier möcht ich ewig träumen‘.“ Dass dieser Cache für die Owner-Gruppe ein ganz besonderer war, erklärt sich aber erst, wenn man die Hintergründe genauer beleuchtet.

Geschichte der Wampenschleifer-Caches und ihr Nachtcache

„Als wir ein geeignetes Final gebaut hatten, entschlossen wir uns die „Berufe – Reihe“ in Fürstenberg zu legen, natürlich aufbauend auf die Vorgängerversionen. Das Listing ist bei allen Caches so geschrieben, dass der Wachmann, der Geschichtsstudent, etc. mit seiner Situation unglücklich ist, dann darüber einschläft und von einem viel besseren Leben träumt.

Eine Geduldsprobe für CachrInnen: In den Resten der früheren Hallen waren bunte Tatzen zu suchen, Nord- und Ost-Koordinaten je in einem Säulen-Ensemble.

Von Station zu Station verbessert sich seine Lebenssituation, bis sie am Final zerplatzt. Der „Traum im Kreis“ ist geschlossen und er wird von unserer Katze (Markenzeichen der Wampenschleifer, Anm. d. Red.) geweckt. Der Protagonist ist darüber sehr erschrocken und kehrt in sein altes Leben zurück.“

Titelbild Geocaching Magazin September/Oktober 2024

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Und so beginnt auch die Geschichte des Geschichtsstudenten erst einmal mit einer gehörigen Portion Frust: „Oh man. Ich hasse Freitage. Ok, ich liebte Freitage immer, weil das Wochenende so nah ist, aber seit ich hier an der Uni diesen Professor Unrat habe, scheint einem selbst am Freitag das Wochenende noch fünf Tage entfernt.

Das Gelände mit seinen alten Gebäuden war auch bei Tageslicht durchaus ansehnlich und eine Erkundung wert. Doch nachts ist der Gruselfaktor einfach größer.

Wahrscheinlich würde jeder, der halbwegs klar im Kopf ist, diese drei Unterrichtstunden mit ihm gegen einen ganzen Wochenendkurs mit jemand anderen eintauschen wollen… Ich glaube der einzige Grund für die hohe Durchfallquote hier ist, dass die Hälfte zwischendurch an Langeweile stirbt.

Eigentlich ist dieses Studium schon von Kindheit an mein Traum gewesen?! GESCHICHTE! Alles wissen über die großen Helden unserer Welt, aus allen Zeitaltern und Regionen. Das Filtern aus Büchern, die Bestätigung durch Ausgrabungen. Die Geschichte leben und vielleicht selbst mal Geschichte schreiben. Der Held, der dies entdeckt hat, der Berühmte der jenes entschlüsselt hat…“

Traumfänger auf Lost Places (Nachtcache)

Wenn zusätzlich knifflige Rätsel die geistigen Kapazitäten aufs Äußerste fordern, kann es passieren, dass man in Graffiti mehr interpretiert als nötig.

Ähnlich ambitioniert begaben sich wohl alle Geocacher auf die Spuren des frustrierten Studenten. Und quasi als kleiner Warm-up musste man an einer Ruine am Ufer des Röblinsees unweit von Fürstenberg seine Kletterkünste beweisen, um an den kryptischen Hinweis für die nächste Station zu gelangen. Erst jetzt im Nachhinein ist zu erfahren, dass die Wampenschleifer die Türen extra zumauerten, um den Einstieg nicht zu leicht zu gestalten.

Anschließend ging es in ein imposantes Säulen-Allerlei. Dort waren bunte Tatzen zu suchen, die Nord-Koordinaten in der einen ehemaligen Halle, die Ost-Koordinaten in der anderen. Doch so einfach, wie sich das jetzt liest, war es nicht. Viele benötigten schon eine Ewigkeit, um überhaupt zu begreifen, was die Owner eigentlich wollten. Bei strahlendem Mondschein ging es schließlich weiter.

Wer vorher auf die Attribute schaute, war klar im Vorteil. Das Multitool konnte sich im Tauchbecken der Sauna wirklich beweisen.

Diesmal ging es in die Tiefe – hinein in die Sauna. Und dort konnte sich das Multitool wirklich beweisen. In einem verschraubten Ablaufventil versteckte sich der nächste Hinweis. Dass hier früher das Final lag und eine Inschrift der Cache-Reihe den Namen gab, war für die ambitionierten Nachtcacher nebensächlich. Es wurde vielmehr gerätselt, warum Station 4 stereotypisch als Männertraum tituliert wurde.

Man vermutete, dass die beiden Becken der Kläranlage von oben wie Brüste aussehen würden, aber eine befriedigende Antwort gab es nicht. Denn die Konzentration war auf die nächste Station gerichtet, wo es ein Elektrohäuschen zu untersuchen galt. Hier wurde man ganz klassisch mit einer kleinen Klettereinlage fündig.

Viele, anspruchsvolle Stationen mussten absolviert werden, bevor es zum großen Finale ging.

Nach einer kleinen Reflektorenstrecke wartete die wohl meistfotografierte Station auf die Cacher. Der Trabant 601 hat bei OpenStreetMap nicht nur einen eigenen Wegpunkt, hier handelte es sich auch um eine typische Wanderdose. Die Wampenschleifer hatten zeitweise drei Stück mit demselben Laminat versteckt.

Dieser Nachtcache forderte Körper und Geist

Wenn man von den Wampenschleifern hört, dass der Cache in der ursprünglichen Version noch deutlich schwieriger gestaltet war, möchte man es eigentlich kaum glauben. Denn die Spiele an den Stationen wurden auch in der entschärften Variante immer kniffliger. An Station 7 wurde man in einen Theatersaal und auf eine Bühne geführt.

An Station 8 wurde man zwar in die Küche geleitet, aber es stand Sportunterricht auf dem Programm. Genauer gesagt: Stangenklettern.

Doch eine Dose oder Laminat suchte man dort vergeblich. Hoch oben war jedoch eine Schnur gespannt, an der Wimpel hingen, die mit Klammern befestigt waren. Bei dem „beklemmenden Spiel“ waren die Klammern und Wimpel zu zählen und daraus Koordinaten zu entwickeln – im Licht der Taschenlampe kein einfaches Unterfangen.

„An der Station hatten sehr viele Cacher große Schwierigkeiten, es gab die meisten Anrufe auf der Hotline, dennoch eine super Idee, wie wir fanden“, meint Mikosch retrospektiv. An Station 8 wurde man zwar in die Küche geleitet, aber es stand Sportunterricht auf dem Programm. Genauer gesagt: Stangenklettern. Für so manchen Cacher, der in den kühleren Jahreszeiten unterwegs war, bedeutete das, endlich wieder ein bisschen warm zu werden.

Doch gleich an der folgenden Station war der Effekt wieder verflogen. Denn es galt, an der Decke ein Brillenetui zu finden. Die sehr sparsame Verteilung der Reflektoren bedeutete auch hier für viele, dass Telefon Joker oder Hotline aktiviert werden mussten. Mittlerweile wurde deutlich, dass sich eine klassische Station, wie die zehnte mit einem Laminat in einer Abzweigdose, mit einer kniffligen, wie der elften mit einem Bilder-Puzzle, abwechselten.

Die Tücke liegt bei diesem Nachtcache im Detail

Langsam wuchs die Vorfreude, dass nicht mehr allzu viele Stationen übrig blieben. Schnell war an Station 12 das Bild richtig interpretiert, der Raum und dort das passende Becken gefunden. So, nur noch eine Station – jetzt war man fast am Ziel. Doch da hatten sich viele Nachtcacher zu früh gefreut.

Kurz vor dem Ende wartete eine Schreibmaschine auf die Cacher mit einer weiteren herausfordernden Aufgabe.

An Station 13 wartete in der Sauna des ehemaligen Offiziersheims eine Schreibmaschine. Die Tastatur war mit Symbolen belegt, die an den einzelnen Stationen vorher immer mal wieder zu finden waren. Glücklich waren diejenigen, die diese auch fotografiert hatten. „Sehr viele hatten die Zeichen nicht für interessant oder wichtig empfunden.

Oft war nach ca. vier bis fünf Stunden der absolute Tiefpunkt für die Cacher erreicht! Frust, Kälte, Hunger! Wir hatten sehr viele Anrufe, haben aber immer so gut wie es ging geholfen“, beschreibt Mikosch so manch nächtliche Gemütslage. Dabei lag das Finale nur wenige Meter entfernt, hinter einem versteckten Zugang. Ganz typisch für die Wampenschleifer, war ein extra Raum geschaffen worden, Innenarchitektur inklusive, Tatzen an der Wand und allerlei „Schnickschnack“.

„Der ganze Ärger war nach dem Fund wie weggeblasen und jeder war nur stolz, diesen Cache gemacht zu haben.“ Kein Wunder also, dass der Geschichtsstudent (NC) bei der Archivierung nach knapp zweieinhalb Jahren mit über 400 Favoritenpunkten aufwarten konnte. Ein bisschen Wehmut bleibt allerdings auch bei den Wampenschleifern: „Wir haben nach sämtlichen Wartungsrunden in Fürstenberg hier immer abgegrillt und abgechillt!“

Kurz und knapp: Der Geschichtsstudent (Nachtcache)

Der Banner des legendären, aber leider schon archivierten Nachtcaches.

Ein Cache von: Die Wampenschleifer
Versteckt : 20.07.2011
Archiviert: 11.03.2014
Favoritenpunkte bei Archivierung: 400+
Difficulty: 4,5
Terrain: 4

Hast du den Nachtcache „Der Geschichtsstudent“ selbst noch erleben können? Dann schreib uns deine Erfahrungen doch gerne in die Kommentare.

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